Washington - Ausgerechnet das Pentagon hat jene Studie finanziert, die sich nun als Schlag für die US-Atomwaffenpläne herausstellt: Die von Verteidigungsminister Donald Rumsfeld geforderte und geförderte Entwicklung taktischer Nuklearwaffen im Miniformat - diesmal nicht nur zur Abschreckung - sei alles andere als "zielführend".

Entgegen Rumsfelds Behauptungen, diese "Mini-Nukes" gegen Bunkeranlagen würden kaum Auswirkungen auf die Zivilbevölkerung haben, müsse mit "bis zu einer Million ziviler Todesopfer gerechnet werden". Die Studie wurde von den National Academies of Science, Engineering and Medicine vor der Montag in New York eröffneten Atomwaffensperrvertrags-Konferenz veröffentlicht.

Um bis heute vor konventionellen Waffen geschützte Bunkeranlagen - die meisten befinden sich laut US-Geheimdiensten in 250 oder mehr Metern Tiefe - zu zerstören, forciert Rumsfeld die Entwicklung nuklearer "Erdpenetratoren": kleine Atombomben, die erst einige Meter tief in der Erde detonieren, im Gegensatz zu konventionellen A-Bomben 25 Mal weniger Energie brauchen und daher kaum zivile Opfer fordern.

Laut Studie würde eine solche Mini-Bombe (300 Kilotonnen) eine Zerstörungstiefe von nur 200 Metern erreichen. Um auf die notwendigen 300 Meter zu kommen, bedürfe es einer Megatonne - die oberirdischen Auswirkungen seien fatal. Für die Realisierung von Mini-Nukes hat Rumsfeld für das Haushaltsjahr 2006 bereits 8,5 Mio., für 2007 weitere 14 Mio. Dollar beantragt. (fei/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 3. 5. 2005)