Wien - Für die Grundlagenforschung reklamieren Österreichische Rektorenkonferenz (ÖRK) und Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF) die von Bundeskanzler Wolfgang Schüssel am Sonntag angekündigte Forschungsmilliarde. Die ÖRK schlägt vor, "den größeren Teil der genannten Summe" in den FWF und in die "heimischen universitären Spitzenforschungseinrichtungen" fließen zu lassen, so Rektorenchef Christoph Badelt in einer Aussendung am Montag.

FWF wünscht sich 35 Millionen

Die Pläne der Forschungsmilliarde seien die beste Antwort, die Österreich auf die zukünftigen Herausforderungen geben könnte, so FWF-Präsident Georg Wick. Konkret wünscht sich der FWF 35 Millionen für 2005 und 2006 aus der Milliarde. Damit könnten 700 Posten für meist junge, höchst qualifizierte Forscher zusätzlich geschaffen werden. Auch könnte damit die seit Jahren sinkende Bewilligungsquote für den Fonds erstmals wieder nach oben revidiert werden.

"Diese Forschungsgelder sind die konsequente Fortsetzung der im Jahr 2000 begonnenen, erfolgreichen Forschungspolitik", kommentierte der Vorsitzende des Rats für Forschung und Technologieentwicklung (RFT), Knut Consemüller, am Montag auf Anfrage der APA die angekündigte Forschungsmilliarde. Für ihn bedeuten Investitionen in die Forschung Investitionen in Beschäftigung. Der RFT hat in den vergangenen Monaten immer wieder eine Forschungs- und Technologieoffensive III gefordert, um das EU-Ziel einer Forschungsquote von drei Prozent bis 2010 zu erreichen. Die Regierung hat bisher zwei Mal Offensivmittel für die Forschung zur Verfügung gestellt: 509 Mio. Euro für die Jahre 2000-2003 und 600 Mio. Euro für 2004-2006.

SPÖ: "Leeres Gerede"

Für SPÖ-Wissenschaftssprecher Josef Broukal ist die Ankündigung der Milliarde "leeres PR-Gerede", das Projekt sei völlig unausgegoren. Tatsächlich würde nicht mehr Forschung gefördert als bisher versprochen. Die Regierung habe sich mit der Ankündigung einer Anleihe bloß eingestehen müssen, dass sie die Versprechungen mit ihrer Finanzpolitik aus eigener Kraft nicht schaffe, so Broukal.

Grüne kritisieren stagnierendes Forschungsbudget

Für den Wissenschaftssprecher der Grünen, Kurt Grünewald, ist die gestrige Ankündigung eine Art "Schwelgen in Superlativen". Tatsache sei, dass das Forschungsbudget seit Jahren stagniere und etwa nötige Regelbudgets mit mittelfristige Planungssicherheit nicht umgesetzt seien. Daran ändere auch die angekündigte Forschungsmilliarde nichts.

Als "rasche und effiziente Maßnahme gegen Arbeitslosigkeit" bezeichnete Forschungsstaatssekretär Eduard Mainoni (B) die Forschungsmilliarde. Eine Million Euro in die Forschung investiert, bringe direkt 13 hochqualifizierte Arbeitsplätze und über vier dadurch entstehende Umsatzmillionen 35 weitere Jobs, rechnet Mainoni vor. Nutzen für den ländlichen Raum und die Landwirtschaft erwartet sich der Präsident des Österreichischen Bauernbundes, Fritz Grillitsch, von der Forschungsmilliarde. (APA)