Wien - 1.500 Jahre europäische Geschichte stehen im Mittelpunkt der internationalen Tagung "Vergangenheit und Vergegenwärtigung - Frühes Mittelalter und Europäische Erinnerungskultur", die von Montag bis Mittwoch in Wien stattfindet. "Das Symposium ist ein erster Baustein für eine gemeinsame europäische Geschichte abseits nationalistischer Ideologien", erklärte Organisator Walter Pohl, Wittgensteinpreisträger 2004 und Direktor des Institutes für Mittelalterforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften.

"Die Aufarbeitung europäischer Geschichte erfolgte bis vor kurzem aus der jeweiligen nationalen Sicht. Im Zentrum der Tagung steht dagegen eine vergleichende europäische Perspektive", betonte Pohl. Die Teilnehmer versuchen über mehr als eineinhalb Jahrtausende - von der Auflösung des römischen Imperiums bis zur Gegenwart - den Bogen zu spannen. Sie versprechen sich davon ein tieferes Verständnis von Identitätsprozessen. Besonders wichtig sei diese Perspektive für die ostmitteleuropäischen Länder, in denen nach 1989 oft zunächst nach nationalen Ursprüngen gesucht wurde.

Zu den Teilnehmern zählt eine Reihe der international bedeutendsten Mittelalterforscher, etwa Patrick Geary von der University of California Los Angeles sowie Régine Le Jan von der Universität Paris I-Sorbonne. Das Symposion bildet den Auftakt eines neuen Veranstaltungsschwerpunktes des Instituts für Mittelalterforschung unter dem Titel "Vergangenheit und Vergegenwärtigung". Es ist auch Teil des fünfjährigen Wittgenstein-Projektes von Pohl, in dessen Rahmen bis 2009 ein intensives Forschungsprogramm zum Frühmittelalter durchgeführt wird.(APA)