Bei der Marathon-Hauptversammlung von T-Online haben Kleinaktionäre auch am zweiten Tag die Wiedereingliederung des Internetanbieters in den Telekom-Konzern scharf kritisiert. Erläuterungen von T-Online-Chef Rainer Beaujean zu der Verschmelzung wurden am Freitag von erbosten Zwischenrufen begleitet.

Elf Stunden

Die voraussichtlich letzte Hauptversammlung von T-Online war am Donnerstagabend nach elf Stunden Dauer unterbrochen worden. Bis Freitagmittag gab es noch keine Abstimmung über die umstrittene Verschmelzung, bei der Aktionäre vor allem das zu niedrige Umtauschverhältnis beklagen. In der TUI-Arena in Hannover, dem Ort des Treffens, waren noch rund 100 Aktionäre versammelt.

Polizei musste Aktionär abführen

T-Online-Aufsichtsratschef Kai-Uwe Ricke begrenzte am Mittag die Redezeit auf jeweils zehn Minuten. Zuvor hatte ein Aktionär dem Vorstand mehr als eine Stunde lang zahlreiche Fragen zum Verschmelzungsvertrag gestellt. Nachdem der Aktionär seine Rede nach einer entsprechenden Aufforderung Rickes nicht beendete, entzog ihm dieser das Wort und schaltete das Mikrofon ab. Der Mann sprach jedoch weiter und weigerte sich, das Rednerpult zu verlassen. Daraufhin ließ Ricke ihn von zwei Polizisten aus dem Saal abführen.

Bereits am Donnerstag hatten Kleinaktionäre vor allem das aus ihrer Sicht zu niedrige Umtauschverhältnis kritisiert. Sie sprachen von einem "Börsenskandal" und einer "Schande für die Aktienkultur".

Im Zuge der Fusion sollen die T-Online-Aktionäre für einen Anteilsschein 0,52 T-Aktien erhalten. Dies entspricht einem Wert von rund 8 Euro. Vor fünf Jahren beim Börsengang hatte das T-Online-Papier 27 Euro gekostet. Aktionäre fühlen sich deswegen über den Tisch gezogen. T-Online-Chef Beaujean dagegen hatte das Umtauschverhältnis als angemessen bezeichnet. Dies hätten auch Wirtschaftsprüfer bestätigt.

Aktionärsvereinigungen hatten bereits angekündigt, gegen die Verschmelzung zu stimmen und Vorstand und Aufsichtsrat nicht zu entlasten. Außerdem behielten sie sich vor, gegen die Wiedereingliederung in den kommenden vier Wochen mit einer so genannten Anfechtungsklage gerichtlich vorzugehen. Verschiedene Aktionäre haben bereits den dafür notwendigen Widerspruch zu Protokoll geben.

Geplant sind zudem Spruchstellenverfahren zur Überprüfung des Umtauschverhältnisses. Von möglichen Klagen ist das Wirksamwerden der Verschmelzung und die Rücknahme von T-Online vom Kurszettel abhängig.

90 Prozent

Die Deutsche Telekom hält aber bereits mehr als 90 Prozent der T- Online-Aktien. Für die Wiedereingliederung notwendig ist auf der Hauptversammlung die Zustimmung von 75 Prozent des Kapitals. Die Telekom will T-Online vollständig erwerben und mit seiner Festnetzsparte T-Com fusionieren.(APA/dpa)