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"Bluff-Unis" vermehren sich. Im Gegensatz zu den regulären AbsolventInnen der "Stanford University" im Bild gibt's inzwischen auch eine mit ähnlichem Namen, die "Standford University".

Foto: REUTERS/Lou Dematteis
Stockholm - "Bluff-Universitäten" und falsche Studienabschlüsse sind weltweit im Vormarsch. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der schwedischen Hochschulbehörde Högskoleverket, die am Freitag in Stockholm vorgestellt wurde. Der Untersuchung zufolge ist die Anzahl bekannter falscher Hochschulen innerhalb von vier Jahren von 200 auf 800 gestiegen. Die meisten davon befinden sich in den USA und in Steuerparadiesen wie den Jungfraueninseln.

Laut der Studie setzen die Betrüger jährlich Milliardenbeträge um. Typischerweise versenden die falschen Universitäten weltweit Massen-E-Mails ("Spam") um an Kunden zu kommen, einige inserieren sogar in renommierten Wirtschaftszeitungen wie der "Financial Times". Gerne werden dabei Namen verwendet, die frappant an echte Universitäten erinnern, wie zum Beispiel "Oxford International University" oder "Standford University".

Gefälschte Zeugnisse

Laut Studienleiter Erik Johansson sind darüber hinaus echte Uni-Zeugnisse oft leicht zu fälschen: "Ein schwedisches Bingolotto ist sicherer als ein schwedisches Prüfungszeugnis" zitierte die Tageszeitung "Dagens Nyheter" Johansson. Seinen Nachforschungen zufolge kann man im Internet gefälschte Zeugnisse von 20 verschiedenen schwedischen Hochschul-Institutionen für 399 Dollar (309 Euro) bekommen.

Der von den schwedischen Ermittlern gewählte Ausdruck "Bluff-Universitäten" umfasst laut Johansson all jene Organisationen oder Einzelpersonen, die falsche oder wertlose Zeugnisse ausstellen oder verkaufen, ohne dass dafür Studienanforderungen gestellt werden oder eine Aufsicht besteht. Die Arbeitsweise der "Bluffer" ist dabei äußerst vielfältig: Manche verfügen nur über eine Homepage im Internet, andere dagegen betreiben ein Bildungsinstitut, das jedoch nicht autorisiert ist.

Wegen ihrer Beweglichkeit sei den "Bluff-Unis" schwer beizukommen, so Johansson. Sobald die Behörden aufmerksam würden, wechsle man schnell sowohl die tatsächliche Adresse als auch jene im Internet.

Gesetzeslage

Als kritisch beurteilt Johansson das Fehlen einer effektiven Gesetzgebung gegen falsche Zeugnisse in Schweden. Während etwa in Großbritannien, Deutschland und einigen US-Bundesstaaten harte Regeln gälten, sei die Gesetzeslage in Schweden nicht klar. Problematisch ist unter anderem, dass einige wissentlich falsche Zeugnisse kaufen, andere jedoch in gutem Glauben Arbeiten an falsche Universitäten einschicken, die dann mit einem ungültigen oder wertlosen Zeugnis beurteilt werden.

Arbeitgebern gibt Tuula Kuosmanen von der schwedischen Hochschulbehörde in der Zeitung "Svenska Dagbladet" jedenfalls einen guten Rat: "Man soll nicht automatisch davon ausgehen, dass ein Zeugnis echt ist, nur weil es wie ein hübsches amerikanisches Diplom aussieht". (APA)