Wr. Neustadt/Wien - André Rettberg, ehemals Chef der Libro AG und auf der Flucht, hat neuen Ärger. Die Staatsanwaltschaft Wr. Neustadt hat am 13. April Anklage gegen ihn und seine Anwälte, Gerhard Eckert und Michael Löb, erhoben. Für alle drei gilt die Unschuldsvermutung. Der Vorwurf: Versuch der betrügerischen Krida, respektive Beitragstäterschaft dazu.

Der Staatsanwalt wirft Rettberg vor, versucht zu haben, "die Befriedigung seiner Gläubiger zu schmälern". Rettberg, bis Juni 2001 Libro-Chef, habe "Bestandteile seines Vermögens verheimlicht, nicht bestehende Verbindlichkeiten vorgeschützt und sein Vermögen zum Schein verringert", heißt es in der Anklageschrift, die dem STANDARD vorliegt. Die Gläubiger sollten so "einen Schaden von insgesamt mehr als 50.000 Euro erleiden".

Libro ging 2002 in Konkurs, Rettberg hat sich gegenüber seinen Gläubigern als vermögenslos bezeichnet. Mit der BA-CA und der Linzer Oberbank hat er sich auf Vergleichszahlungen geeinigt. Abgewickelt wurden diese über das Unternehmen Esposa, das zur IMB-VCH-Gruppe gehört.

Über Gewinnschein beteiligt

Dort setzt die Anklage an: Rettberg sei über einen Gewinnschein an diesem Unternehmen beteiligt gewesen, habe also Vermögen besessen, aber verheimlicht. Der Auffassung seiner Anwälte, es habe sich bei dieser Konstruktion um die "professionelle Durchführung eines stillen Ausgleichs gehandelt", könne "nicht gefolgt werden".

Nach der Rechnung des Anklägers gebe es gegen Rettberg "Forderungen in der Gesamthöhe von zuletzt 27,5 Mio. Euro", denen "Vermögenswerten von zumindest Euro 4,4 Mio. € zuzüglich der Hälfte einer Liegenschaft" gegenüberstünden.

"Dünnes Süppchen"

Rettbergs Anwalt Elmar Kresbach bezeichnet die Anklage als "sehr dünnes Süppchen, Rettberg ist nicht schuldig." Vergleiche dieser Art seien in der Wirtschaft durchaus üblich, zudem fehle der Anklage jegliche Bestimmtheit. Der dazugehörige Satz in der Anklage: "Ob und in welcher Höhe welcher Gläubiger Rettbergs ... einen Schaden erlitten habe, lässt sich derzeit allerdings mit Bestimmtheit nicht sagen."

Rettberg selbst würde übrigens durchaus auftauchen, wenn ihm freies Geleit zugesichert würde. Kresbach: "In ein paar Tagen wäre Rettberg da." (Renate Graber, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 28.04.2005)