Vier Wahlsiege hat Crosby (48) in seiner Heimat Australien den dortigen Rechtsliberalen beschert. Und auch Michael Howard (64), in den 90er-Jahren Innenminister der glücklosen Regierung John Majors, hat er in einen dynamischen Spitzenkandidaten der Tories verwandelt, der die simple Botschaft eloquent vertritt.
Rein professionell betrachtet, bescheinigt auch der kritische Economist den Konservativen den besten Wahlkampf seit Jahren. Dennoch kommt die große Oppositionspartei in den Umfragen seit Wochen nicht über 32 Prozent der Stimmen hinaus. Tony Blairs New Labour liegt bei den Meinungsforschern weiterhin zwischen 37 und 39 Prozent (Wahlergebnis 2001: 40,7 Prozent). Selbst wenn die Labour Party in rund 70 "gefährdeten" Wahlkreisen verliert, wo ihr Kandidat zuletzt nur knapp voranlag, könnte sie mit einer von 160 auf etwa 90 Sitze reduzierten Parlamentsmehrheit weiter regieren (siehe nebenstehende Grafik).
Seit vergangenem Wochenende schlägt Blair (51) dennoch heftig zurück. Howard würde "bewusst die Ängste der Menschen ausbeuten", sagte der Labour-Chef. Dessen Hauptargument ist die relativ gute Lage der Wirtschaft, die nach 3,1 Prozent im vorigen Jahr heuer um 2,5 Prozent wachsen soll. Die Arbeitslosenquote liegt mit 4,8 Prozent auf ähnlichem Niveau wie in Österreich (Deutschland: zwölf Prozent). Als Vater dieses Erfolgs gilt Finanzminister Gordon Brown (54), der Blair in der nächsten Parlamentsperiode als Premier nachfolgen soll. Da keine der großen Parteien direkte Staatseingriffe in die Wirtschaft fordert, kann die Opposition auch Rückschläge wie die Rover-Pleite nicht für sich ausnützen.
Denkzettel für den Irakkrieg
Die Beteiligung am Irakkrieg, die Blair gegen den Willen der Bevölkerungsmehrheit durchzog, hat ihm viel an persönlicher Popularität gekostet. Die Konservativen, die im Parlament selbst zugestimmt haben, bezeichnen den Labour-Chef, der mit nicht vorhandenen Massenvernichtungswaffen argumentiert hatte, nun als Lügner, dem man nicht trauen könne.
Unter den Parlamentsparteien traten einzig die Liberaldemokraten geschlossen gegen den Irakkrieg auf. Ihr Chef, der Schotte Charles Kennedy (46), verurteilt nun täglich das Irak-Abenteuer und fordert den Abzug der 9000 britischen Soldaten bis zum Jahresende. Mit Umfragewerten um die 23 Prozent stehen die Lib Dems nach eigenem Bekunden heuer so gut da wie schon seit Jahrzehnten nicht.