Schieles "Liegende" begeisterte einen Schweizer Bieter bis zu 180.000 Euro.

Foto: im Kinsky
Wien - Aus Sicht der Experten für die Sektion klassische Moderne beginnt das Schiele-Jahr 2005 äußerst viel versprechend. 2004 wechselten laut Artprice mit 37 Werken deutlich mehr über den Auktionssaal den Besitzer als im Jahr davor (21); die Umsätze reduzierten sich laut der amerikanischen Datenbank allerdings auf 17,7 Millionen Euro weltweit (2003: 19,58 Millionen Euro).

Stattliche sieben Prozent trug der in Österreich erwirtschaftete Anteil dazu bei. Das jüngste Scherflein stammt aus dem Palais Kinsky, wo vergangene Woche drei Werke Egon Schieles den Besitzer wechselten. Das aus deutschem Privatbesitz stammende Bildnis eines jungen Mannes (1911) zog gleich mehrere Telefonbieter an, deren Interesse erst bei 400.000 Euro ein Ende fand.

Das Blatt tritt ebenso die Reise nach Amerika an, wie ein Sitzender Akt von 1917 (125.000 €). In die Schweiz wechselte eine Liegende von 1918 für 180.000 Euro. Einem weiteren heimischen Sohn wurde im Rahmen der mit 3,85 Millionen recht umsatzstarken 54. Auktion neuerlich Rekordehre zuteil: Franz Sedlacek. 130.000 € brachte dessen Industrielandschaft im Herbst. Diesen im eigenen Haus aufgestellten Rekord brach man vergangene Woche neuerlich. Für Sedlaceks Lied in der Dämmerung mussten mehr als 195.000 Euro deponiert werden.

Erfreulich entwickelte sich auch die Nachfrage für die kleine Sammlung italienischer Veduten von Antoinetta Brandeis: 16 Telefonbieter aus Italien, Amerika und England stellten die Organisation auf eine harte Probe. Die erfolgreiche Bilanz: Jede der neun Arbeiten fand für das Fünf- bis Sechsfache der Schätzungen, zwischen je 10.500 und 23.500 €, einen neuen Besitzer. Als hartnäckig erwies sich ein Sammler aus Großbritannien: 130.000 Euro war ihm Albin Egger-Lienz Sämann und Teufel wert - erstaunlich insofern, als dieses Aquarell 1995 bei den Wiener Kunst Auktionen nicht einmal die Hälfte, nämlich 54.500 € gekostet hat.

Von solchen Ansteigerungen muss man in der Kategorie Zeitgenössische Kunst noch träumen. Die Nachfrage erwies sich zwar insgesamt als erfreulich, aber doch verhalten. Das Gros der Arbeiten wurde im Bereich der von den Einbringern festgelegten Limits zugeschlagen:

Hier etwa Max Weilers Wie eine Landschaft aus dem Jahr 1963 (40.000 Euro), eine Arbeit Maria Lassnigs von 1960/61 (90.000 €), Hans Staudachers Collage Abfall=Zufall=Einfall (25.000 Euro) oder Franz Ringels Mischtechnik Kasperl am WC (7000 Euro). Nur zögerlich langte das Publikum auch beim internationalen Angebot zu: Picassos Liegende musste sich mit 50.000 Euro ebenso unter den maximalen Erwartungen zufrieden geben wie Henry Moores Family Group bei 16.000 Euro. (kron/Kunstmarkt, DER STANDARD, Printausgabe, 28.04.2005)