Die Wiener "International Art Fair Focused on CEE": Tibor Gyenis (Vintage Gallery, Budapest) sieht seine Brücke eher als Werkzeug denn als verbindendes Bauelement.

Foto: Vintage Gallery
Wien - "Wir haben's hinter uns!" - ein Satz der sich dieser Tage für manche aus dem Umfeld der viennAfair aufdrängt. Er drückt etwa die Erleichterung eines Beirates aus, der es geschafft hat, die Ansprüche der Fachwelt auf 10.000 Quadratmeter ins rechte Licht zu rücken. Er steht im Namen von 92 Galeristen, ihren 1500 feilgebotenen Stars und einem Vielfachen an Verkaufsgesprächen. Der Erfolg war hart erarbeitet und bleibt dennoch ausbaufähig. 10.600 Besucher innerhalb von vier Öffnungstagen ist keine schlechte Bilanz, aber im Vergleich zu etablierten Formaten wie Art Basel oder Art Cologne eher spärlich, so viele zählt man dort bei Vernissagen, insgesamt stets mehr als 50.000. Mit jener Veranstaltung, die hier keiner zum Vergleich herangezogen wissen will, kann man es schon aufnehmen. 1995, im ersten Jahr der Kunst Wien, an der einige der nunmehr 42 österreichischen Aussteller teilnahmen, brachte man es gerade mal über die 7000er-Grenze.

Das Äpfel-mit-Birnen-Gleichnis bleibt ohnedies auf der Strecke. Dafür haben in erster Linie die Teilnehmer aus insgesamt 18 Ländern mit ihren Präsentationen gesorgt. Und vor allem das kauffreudige Publikum, auch wenn dieses sein Budget nicht - gemäß Veranstaltungskonzept - demokratisch verteilte.

Zum Leidwesen der 17 Galerien aus Polen, Tschechien, der Slowakei, Ungarn, Slowenien, Serbien, Litauen, Russland und Rumänien - ihr Exotenbonus zog (noch) nicht; dabei hatte eine Besucherumfrage ergeben, dass mehr als 84 Prozent die Teilnahme dieser Galerien als wichtig erachteten. Vintage Gallery aus Budapest zeigte interessante Arbeiten ungarischer Shootingstars: C-Prints von Tibor Gyenis oder Fotografien der 20er-und 30er-Jahre um moderate 800 bis 3000 Euro.

Lukas Gorczyca aus Warschau (Galerie Raster) zeigte sich zumindest beeindruckt "vom großen Interesse und hohen Niveau der Besucher". Die Umsätze fanden anderswo statt. Etwa im Segment Fotografie, das zu 43 Prozent im Vordergrund des Publikumsinteresses stand. Johannes Faber trennte sich erfreut von einigen Arbeiten, darunter ein frühes Original von William Wegman, das für 8300 Euro in eine Sammlung wechselte. Bei Nusser & Baumgart (München) gefielen Werke des 1964 geborenen Yehuda Altmann in Preisklassen zwischen 750 und 5500 Euro. Die meisten Geschäfte blieben bei Anbietern international am Markt etablierter Ware.

Heinz Holtmann (Köln) trennte sich in der ersten Stunde der Preview für 45.000 Euro von einem Dieter Roth; Michael Schultz (Berlin) reüssierte mit den Bestsellern SEO (13.500 €) und Cornelia Schleime (16.000 €). Nicht schlechter erging es den heimischen Platzhirschen: Die Galerie Krinzinger gab sich wie immer zugeknöpft aber zufrieden, Ernst Hilger erzählte von einer Hrdlicka-Skulptur für 70.000 €, das Erfolgsduett Lisson Gallery & nächst St. Stephan konnte eine Arbeit Robert Mangolds für 60.000 Euro abgeben.

Christine König trennte sich von Thomas Stimms Premiere in Aluminium (seine nicht witterungsbeständigen Keramik-Vorläufer finden sich etwa unterm Dach des Museum Ludwig). Eine aktuelle Arbeit Johanna Kandls wechselte in den Besitz einer großen deutschen Bank und für ein aus Königs Privatsammlung stammendes Werk fand sich für 150.000 € ein Grazer Sammler.

Die Galerie Benden & Klimczak verhalf ebenfalls einem österreichischen Sammler zu einer Pop-Art-Collection, verkaufte ihm elf Arbeiten zwischen 2000 und 45.000 Euro. Bei Bleich-Rossi wechselten sämtliche Jörg Schlicks für je 5000 Euro den Besitzer, während dessen sich Wetterling (Stockholm) über einen Umsatz in der Höhe von 90.000 US-Dollar freuen durfte. (Kunstmarkt, DER STANDARD, Printausgabe, 28.04.2005)