Wien - Die Raiffeisen Zentralbank (RZB) hat gestern ihre Osteuropabanken-Tochter "Raiffeisen International" an die Börse gebracht. Heute, Dienstag, präsentierte der RZB-Vorstand die Bilanz 2004 des gesamten Bankkonzerns. Für den RZB-Konzern gab es das fünfte Rekordergebnis in Serie.

Der Gewinn wurde mehr als verdoppelt. Ein starker Beitrag kam dabei wieder aus dem Bankgeschäft in Ost- und Südosteuropa. Das Ostgeschäft legte stärker zu als der Gesamtkonzern. Neu hinzubilanzert wurde die Albanische Sparkasse. Auch neue Bilanzierungsregeln für Firmenwerte sowie ein Sonderertrag aus dem SDS-Verkauf halfen.

"Wachsen schneller als der Markt"

"Die RZB wächst weiter deutlich schneller als der Markt", berichtete RZB-Chef Walter Rothensteiner. Damit habe man die Marktposition in Zentral-Osteuropa, aber auch in Österreich, weiter ausgebaut. 2004 sei ein "außerordentlich erfolgreiches" Geschäftsjahr gewesen.

Der Vorsteuergewinn (IFRS) ist um 105,5 Prozent auf 706 Mio. Euro im gesamten RZB-Konzern angewachsen. Davon stammten 343,4 Mio. Euro vom Bankgeschäft in Zentral/Osteuropa, das in der Raiffeisen International gebündelt ist. Vom Zinsergebnis kam überhaupt der allergrößte Brocken aus dem Osten.

Um 106,8 Prozent auf 447,08 Mio. Euro gestiegen ist der RZB-Konzern-Jahresüberschuss nach Steuern und Minderheitsanteilen. Der Gewinn je Aktie legte von 48,84 auf 102,59 Euro zu.

Bilanzsumme von 67,9 Milliarden Euro

Die Bilanzsumme der RZB war zum Ultimo 2004 mit 67,9 Mrd. Euro um 21 Prozent höher als am Jahresende 2003. Zum Vergleich: Die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) weist für alle österreichische Banken im Trend ein Plus von 7,9 Prozent aus. Mit rund 26 Prozent seien die Forderungen an Kunden besonders stark gestiegen, ebenso die Kundeneinlagen mit 37,6 Prozent.

Laut Rothensteiner schneidet die RZB seit vielen Jahren "signifikant besser" ab als der Branchendurchschnitt. Für den Ergebnissprung seien operative Verbesserungen fast aller Konzernsparten verantwortlich.

Gleichzeitig hätten die nach IAS 39 vorgeschriebenen "Fair Value"-Bewertungen sowie der Verkaufserlös des Software-Hauses SDS das Ergebnis als Einmaleffekte verbessert. Die Einmaleffekte machten aber, so die Bank, weniger als ein Achtel des Vorsteuergewinns aus.

Mit dem Ergebnissprung verbesserten sich auch die wesentlichsten performanceabhängigen Kennziffern. Sie seien, so die Bank, allerdings immer noch von den hohen Investitionen in die Expansion beeinflusst. So fiel die Cost/Income-Ratio, trotz der hohen Aufwendungen für den Auf- und Ausbau des Ostbanken-Netzwerkes, auf 59,4 Prozent (2003: 64,1 Prozent).

Eigenkapitalrendite bei 27,4 Prozent

Die Eigenkapitalrendite (ROE) vor Steuern wuchs auf 27,4 Prozent (2003: 15,5 Prozent) und der Return on Assets (ROA) vor Steuern auf 1,13 Prozent (0,67 Prozent). Die Risk/Earnings Ratio habe sich von 23,4 auf 17,2 Prozent verbessert.

Die anrechenbaren Eigenmittel der RZB stiegen 2004 um ein Drittel auf 4,1 Mrd. Euro. Hauptgrund: Der reinvestierte Konzern-Jahresüberschuss sowie die Kapitalerhöhung der RZB im November (147 Mio. Euro) und der Einstieg von Raiffeisenlandesbanken, IFC und EBRD in der Tochter Raiffeisen International.

Die Eigenmittelüberdeckungsquote liege bei 34 Prozent, die Eigenmittelquote bei knapp 11 Prozent, die Kernkapitalquote über 9 Prozent.

Die Mitarbeiterzahl des RZB-Konzerns erhöhte sich 2004 um 20 Prozent auf 25.323. Davon waren 22.707 in Ost- und Südosteuropa und 2.373 in Österreich beschäftigt. Unter Berücksichtigung von knapp 1.000 Beschäftigten, die die vormalige Albanische Sparkasse in die RZB einbrachte, des Verkaufs der SDS sowie neu konsolidierter Konzerngesellschaften, habe die RZB im Jahr 2004 rund 3.500 Arbeitsplätze neu geschaffen.

Bei Investkredit alles offen

Die RZB, drittgrößte Aktionärin der Investkredit, lässt es jetzt offen, ob sie der Österreichischen Volksbanken AG (ÖVAG) ihre Aktienpakete an der börsenotierten Spezialbank abtritt oder nicht. "Das werden wir am 3. Juni verkünden", sagte Rothensteiner auf die Frage, was er mit seinem Investkredit-Paket machen werde. Am 2. Juni laufen die Angebotsfristen ab, bis dahin herrsche Funkstille.

Die ÖVAG, die sich um die Totalübernahme der Investkredit bemüht, hat allen Aktionären für 123 Euro je Aktie ein Übernahmeangebot unterbreitet. Es läuft bis 2. Juni. Zu Angebotsbeginn im März hielt die ÖVAG 45,5 Prozent.

Zum Verkauf entschlossen hat sich dem Vernehmen nach zuletzt die Kontrollbank (0,4 Prozent). Sie hat den Banken im Aktionärssyndikat der Investkredit die Aktien zum Aufgriff angeboten.

Wie sich die RZB - die als Gruppe ausgewiesene 18,3 Prozent der Investkredit-Aktien hält - entscheidet, hängt nach Angaben aus Finanzkreisen vor allem auch vom Verhalten der Bank Austria ab. Von der Bank Austria Creditanstalt (28,1 Prozent) wurde zuletzt erwartet, dass sie über kurz oder lang doch aussteigt. Für Raiffeisen käme, abhängig vom Verkauf oder Verbleib der BA-CA, bei der Investkredit ein Totalausstieg oder ein Verbleib in Frage, auch eine weitere Aufstockung ist nach wie vor nicht ausgeschlossen, heißt es. Aus der RZB-Spitze gibt es dazu keine Angaben.

Die RZB hat ihr Aktienpaket an der Investkredit in der Bilanz 2004 zum Marktwert bewertet, also kräftig aufgewertet, auf die Jahreschlusskurse. Das hat das Ergebnis aus Finanzinvestitionen gepusht. Zum gesamten Vorsteuergewinn hätten Einmaleffekte wie u.a. eben die Investkredit-Aufwertung zu einem Achtel (mit 93 Mio. Euro) beigetragen.

Für das Ergebnis aus Finanzanlagen, das sich in der RZB im Jahr 2004 von einem vorher negativen Wert von 45 Mio. Euro auf ein positives Ergebnis von 72 Mio. Euro drehte, waren "Bewertungsgewinne aus marktbewerteten Beteiligungen" ausschlaggebend, "vor allem jene an der Investkredit Bank AG", wie es auch im heute vorgelegten Jahresbericht heißt.

Rothensteiner gegen Entflechtung mit ÖVAG

Nichts hält Rothensteiner von einer möglichen Entflechtung der wechselseitigen Beteiligungen von ÖVAG und RZB, die zuletzt ebenfalls im Zusammenhang mit dem Investkredit-Übernahmepoker als eine neue Spielvariante aufgetaucht war. Als Variante war genannt worden, dass die ÖVAG ihre 5,11 Prozent, die sie über die UBG an der RZB hält, an die Raiffeisenlandesbanken verkaufen könnte, im Gegenzug könnte die RZB jene 5,7 Prozent abgeben, die sie an der ÖVAG hält.

"Vorstellen kann man sich immer alles", räumte Rothensteiner ein, in diesem Fall sehe er aber keine Notwendigkeit, das zu tun. "Also nein", wie er hinzufügt. RZB und ÖVAG seien seit vielen Jahren aneinander beteiligt, es habe noch nie eine problematische Situation gegeben, und man verdiene an den jeweiligen Aktien Geld.

Als weitere Tauschmöglichkeit zwischen Volksbankern und Raiffeisen für das begehrte Investkredit-Paket Raiffeisens steht seit Monaten das niederösterreichische Hypobank-Paket der ÖVAG im Raum. Der Chef der Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien hat zuletzt öffentlich Interesse an dem 41-Prozent-Paket an der Nieder-Hypo geäußert (derStandard.at berichtete ). Rothensteiner ist sich bewusst, dass die Niederösterreicher sehr an der Hypo interessiert seien, "mögliche Käufer gibt es , aber ob es Verkäufer gibt, weiß kein Mensch. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen". (APA)