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+++Pro Von Karl Fluch

Den Krempel hätte ich damals gebraucht, als mich Griechenland nach ein paar Wochen, an die ich mich nicht näher erinnere, wieder ausgespuckt hatte. Am Ende dieses Urlaubs, der aufgrund jugendlich-stürmischer Verkostung von regional populären Zeitvertreibsbeschleunigern bei klischeetriefend benannten Wirten wie Costas oder Alexis arg verflog, stand ich irgendwie wieder am Bahnhof in Athen und versuchte, durch einen sich nie vor dem späten Nachmittag lösenden Frühnebel jenen Zug ausfindig zu machen, der mich in Mutters Ausnüchterungszelle bringen sollte.

In Verlegenheit kam ich, als ich im Zug gerade noch Platz für eine halbe Arschbacke fand und hinter mir die Abteiltür schloss. Bald rümpfte der von interrailigen Abenteurern gefüllte Pferch nämlich die Nase und begann mit dem Finger auf mich zu zeigen. Beziehungsweise auf jenes Paar gelbblauer Nike-Turnschuhe, die mir einen Monat lang Heimat in der Fremde waren. Diese hatten sich unter all dem in Griechenland herrschenden freien Himmel nicht so richtig bemerkbar gemacht. Die Hermetik des Abteils verlangte jedoch eine dringende Scheidung - mittels Wurf aus dem Fenster. Wer nun denkt, damit sei das Problem erledigt gewesen, irrt. Nur konnte ich meine kontaminierten Füße nicht auf selbe Art entsorgen und Duftsocken, die mein soziales Ansehen hätten heben können, gab es ja noch nicht.

Davon, was es bedeutete, ungeduscht, ausgebuht und barfuß vor die einen am Zielbahnhof erwartenden Erzeuger zu treten, ein andermal.

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Contra---
Von Sigi Lützow

Warum ausgerechnet ich etwas über duftende Socken zu schreiben haben sollte, ist mir schleierhaft. Ein Anschlag ist das Begehren auf einen, der sich als Lohnschreiber nicht wehren kann. Wobei, der Charly hat mit dem Pro für mein Contra sicher auch keinen Karl gehabt. Schließlich ist das auch dann ein intimes Thema, wenn man nicht im Internet, etwa bei Göttin Teresita bestellt, die neben duftenden Söckchen auch sonst noch so allerhand vorgetragene und folglich eingeduftete Wäsche anzubieten hat.

Also gut: Sockenkauf ist schon seit ein paar Jahren Chefsache (davor kaufte Mama). Und sind die Dinger - schwarz und ausschließlich aus Baumwolle müssen / dürfen sie sein, die Bündchen mit moderatem Gummizug - erst einmal in meinem Besitz, darf nur noch Wasser und Omo oder halt Adäquates dran. Wobei, gewaschen werden sie nicht oft, bei einem, der zu Hause oder auch wo zu Gast locker ohne Schlapfen auskommt.

Wie frisch gewaschen, das ist für mich der einzig zulässige Duft für dergleichen. Gäb's nur mich, wäre Teresita Pleite, denn alles andere sollte sich vermeiden lassen. Man belästigt seine Umwelt ohnehin in Permanenz, auch mit Gerüchen, selbst wenn das Rauchen aufgegeben wurde. Ein Jean-Baptiste Grenouille wäre bei mir mit der Analyse "Wie lange getragen, welche Wege und in welchem Schuhwerk damit zurückgelegt?" überfordert. Und der Herr war, wie von Patrick Süskind in "Das Parfum" beschrieben, ein echter Zampano der Düfte. Den übertraf nur mein Dobermann "Astor", aber der war ein Fan von stärkerem Odeur. (Der Standard/rondo/22/04/2005)