Aufnahme vom neuen Papst Ratzinger direkt nach der Wahl.

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Die Verkündung des Wahlergebnisses wurde vom Volk jubelnd aufgenommen.

EPA / Giulia Muir

Der Salzburger Erzbischof Alois Kothgasser steht voll hinter dem neuen Papst und erwartet entscheidende Impulse für die katholische Kirche.

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'Liebe Brüder und Schwestern, nach dem großen Papst Johannes Paul II. haben die Kardinäle mich gewählt, einen einfachen, demütigen Arbeiter im Weinberg des Herrn.' Das waren die ersten Worte des neuen Pontifex Maximus Kardinal Joseph Ratzinger, der sich nun Papst Benedikt XVI. nennt. Die Wahl Ratzingers, der als Symbolfigur für Dogmatismus und Konservatismus in der katholischen Kirche gilt, ruft unterschiedliche Reaktionen hervor.

Salzburgs Erzbischof Alois Kothgasser zeigt sich über den neuen Papst erfreut 'In der Persönlichkeit des neuen Papstes steckt das ganze Potenzial des II. Vatikanischen Konzils. Er war Professor für Dogmatik, war selbst als Peritus (offizieller Konzilstheologe) beim II. Vatikanum dabei, kennt als langjähriger Präfekt der Glaubenskongregation die Kirche von innen und auch die Weltkirche; so erwarte ich von Benedikt XVI. entscheidende Impulse für unsere katholische Kirche.' Kothgasser steht bis heute in Kontakt mit Ratzinger, den er als einen zuhörenden Mann mit prägnantem Profil bezeichnet. Er ist überzeugt, dass das Alter Ratzingers, er wurde vor wenigen Tagen 78 Jahre alt, kein Hindernis für dieses hohe Amt ist. Er verweist dabei auf Papst Johannes XXIII., der bei seiner Wahl zum Papst 77 Jahre alt gewesen ist.

Anton Bucher, Dekan der Theologischen Fakultät Salzburg, hatte einen Wunschkandidaten aus der Dritten Welt. Ratzinger galt für ihn in den 60er Jahren als einer der brillantesten und fortschrittlichsten Theologen, für den die Kirche ein gemeinsames Volk Gottes war. 'Während seiner Tätigkeit als Präfekt der Glaubenskongregation bezog Ratzinger jedoch andere, meines Erachtens problematische Positionen. Speziell im Hinblick auf die Befreiungstheologie, die er in seiner Instruktion über einige Aspekte der Theologie der Befreiung als marxistisch verurteilte. Aus seiner Offenheit wurde im Laufe der Jahre Geschlossenheit und Enge.' Bucher ist der Meinung, dass Ratzinger sein Papsttum zentralistisch, konservativ und mit harter Hand ausüben wird. Dekan Buchers Wunsch wären Partizipation, demokratische Elemente und Offenheit. Ob das unter Ratzinger, der von Gleichwertigkeit aller Menschen predigt und Frauen von kirchlichen Ämtern ausschließt, verwirklicht wird ist fraglich.

Der Koprator von Grödig, Pater Georg, kennt Ratzinger aus Büchern und wissenschaftlichen Dokumentationen und sieht im neuen Papst ein fähiges Kirchenoberhaupt. Trotzdem ist er von dem schnellen Wahlergebnis überrascht. Seiner Meinung nach wird Benedikt XVI. die Richtung von Papst Johannes Paul II. beibehalten. 'Ein Problem könnte vielleicht sein Alter sein, denn er ist ja auch nicht mehr so agil. Ich denke aber, dass seine neue Aufgabe ihn und sein Denken prägen wird.' (sam/vian/zabi)