Hadrian VI., letzter deutscher Papst vor Ratzinger

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Der bisher letzte deutsche Papst war Hadrian VI. Er wurde 1459 als Sohn eines deutschstämmigen Zimmermanns in Utrecht geboren und hieß mit bürgerlichem Namen Adrian Florisz Boeyens. Seine theologische Ausbildung begann er bei den Brüdern vom gemeinsamen Leben in Zwolle. Anschließend studierte er in Löwen Philosophie, Theologie und Kirchenrecht. Besonders das Wirken der Scholastiker wie Thomas von Aquin hatte es Adrian angetan.

Ab 1493 lehrte er an der Universität in Löwen Theologie. 1507 wurde Adrian Erzieher des späteren Kaisers Karl V. 1516 erhob ihn Papst Leo X. zum Kardinal. Adrian wurde zum Inquisitor in Aragonien und in Navarra ernannt. Ein Jahr später wurde er auch Inquisitor in León und in Kastilien.

Am 9. Januar 1522, nach dem Tod von Papst Leo X. wurde Adrian wegen seiner politischen Verdienste und seines vorbildlichen Lebens in Abwesenheit zu Papst Hadrian VI. gewählt.

Seine von 1522 bis 1523 andauernde Amtszeit von nur 22 Monaten war geprägt von den Herausforderungen der Reformation durch Luther und dem Krieg der christlichen Länder gegen die Türken. Die Römer begegneten ihm zudem mit tiefer Abneigung, da sie einen italienischen Papst wollten.

Hadrian, der wegen seiner Herkunft in einigen Quellen auch als niederländischer Papst gilt, blieb dann auch fast ein halbes Jahrtausend der letzte Nicht-Italiener auf dem Stuhl Petri. Erst der Pole Johannes Paul II. beendete die fast zur Regel gewordene Wahl italienischer Kardinäle. (fern/DER STANDARD, Printausgabe, 20.4.2005)