Ein kleines ThyssenKrupp-Gemeinschaftsunternehmen in Zentralchinas Wuhan hatte gerade mit dem Bau von Pkw-Karosserieteilen begonnen, als Mitte 2004 die Stornierungen seiner Kunden eintrafen. "Wir mussten unsere drei Schichten auf eine runterfahren", erinnert sich der Geschäftsführer Simon Stephan an den Schock der Nachricht. Das Werk produzierte mit verringerter Belegschaft weiter. "Wir suchten nach neuen Abnehmern."

Heute beliefert der Zulieferer in Wuhan doppelt so viele Pkw-Produzenten in China. ThyssenKrupp investiert in sein Wuhaner Werk weitere fünf Millionen Euro zur Erweiterung. "Seit März spüren wir auch eine leichte Belebung des Automarktes", sagt Stephan. Während sich marktgerecht verhaltende Zulieferer in Chinas eingebrochenem Automarkt zurechtfinden, kämpfen schwerfällige internationale Konzerne von Volkswagen in Schanghai und Changchun, BMW in Shenyang, Peugeot oder Fiat um ihr Überleben.

Hart umkämpft

Seit Mitte 2004 entpuppt sich der "größte Automarkt der Welt" als immer härter umkämpftes Terrain. Für die Volkswagen AG, seit 20 Jahren Nummer eins in China, ging es dramatisch abwärts. Von knapp 700.000 verkauften Wagen 2003 und einem Marktanteil von noch 31,7 Prozent fiel sie auf 655.000 Pkws im Folgejahr 2004. Firmenvertreter erwarten dieses Jahr weniger als 600.000 Wagen. Gewinner wurden die neuangekommenen Japaner und Südkoreaner. Honda marschierte in Kanton durch und kam 2004 mit 72 Prozent Zuwachs auf 202.000 verkaufte Autos. Peking wurde von Hyundai erobert, die mit 176 Prozent Zuwachs 144.000 Autos verkauften.

Chinas Automarkt wächst zwar noch beachtlich, nur nicht mehr für die Deutschen. Weitere Hiobsbotschaften für die Wolfsburger kamen im ersten Quartal 2005. Nach China Daily fiel Volkswagen Schanghai mit seinen Verkäufen von Platz eins auf Platz sechs. Das FAW-VW-Joint-Venture in Changchun rutschte auf Platz Neun. Der langjährige China-Volkswagenchef Bernd Leissner, der Ende Juni in Pension geht, relativierte diese Zahlen. Volkswagen hätte mit 116.000 verkauften Pkws im ersten Quartal einen "echten" Marktanteil von 18,9 Prozent erzielt. Somit sei es weiterhin Nummer Eins im Markt. Gezählt würden jetzt nur noch Auslieferungen an Kunden, nicht mehr wie bisher an Händler. (Johnny Erling aus Peking, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 20.4.2005)