Wien - In Niederösterreich hat es im Jahr 2004 mehr Fusionen unter Raiffeisenbanken gegeben als jeweils in den Jahren davor. Damit ist die Zahl der Raiffeisenbanken in dem Bundesland allein im vergangenen Jahr um acht von 93 auf 85 zurück gegangen. Raiffeisen ist in Niederösterreich die größte Bankengruppe.

Peter Püspök, Generaldirektor der Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien, spricht von den Fusionen als "Strukturverbesserungsprozess". Sinn des Prozesses sei es, die Leistungsfähigkeit der einzelnen Banken zu stärken. Die Fusionen werden sich auch im laufenden Jahr 2005 fortsetzen, wenngleich nicht im vorjährigen Tempo.

575 Filialen in NÖ

Die Raiffeisen-Bankengruppe in Niederösterreich-Wien (575 Filialen in Niederösterreich, 60 Filialen, Beratungsbüros und Finanzzentren in Wien) hat ihre konsolidierte Bilanzsumme 2004 von 19,9 auf 21,4 Mrd. Euro ausweiten können. Der Jahresüberschuss stieg von 79 auf 93 Mio. Euro. Die Eigenmittelquote (fast zur Gänze Kernkapital) blieb bei 13 Prozent stabil.

Die Bilanz der RLB NÖ-Wien selbst wird im laufenden Jahr 2005 auf den internationalen Bilanzstandard IFRS umgestellt. Weil damit bisher schlummernde Bilanzreserven - darunter vor allem die rund 31-prozentige Beteiligung an der RZB - gehoben werden, wird für heuer ein Vielfaches des 2004-er Gewinns ausgewiesen. Es wird zumindest von einer Vervierfachung ausgegangen.

Bilanzsumme legte um zehn Prozent zu

2004 hat die RLB auch nach alter Bilanzrechnung ein Rekordergebnis ausgewiesen. Püspök sprach am Dienstag bei der Bilanzpresssekonferenz in Wien von einem "Quantensprung". Während andere große Banken ihre vorjährigen Ergebnissprünge primär aus dem Auslandsgeschäft bezögen, habe die RLB NÖ-Wien als "Inlandsbank" zugelegt, obwohl gerade im Inland in der anhaltenden Niedrigzinsphase rein theoretisch keine großen Sprünge drin wären.

Bei einer Bilanzsumme von 12,22 Mrd. Euro (plus 10 Prozent) schloss die Bank mit einem Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit (EGT) von 38,5 Mio. Euro (plus 27 Prozent) ab, das praktisch ident ist mit dem Jahresüberschuss. Das Betriebsergebnis stieg um 21 Prozent auf 71 Mio. Euro.

Als Vorgriff auf die IFRS-Bilanzierung erfolgte eine außerordentliche Personalrückstellung, was zusammen mit der Ausweitung des Personalstands für die Marktoffensive in Wien die Betriebsaufwendungen um 13 Prozent anwachsen ließ. Herausragend stieg das Ergebnis aus Finanzgeschäften an, um 45 Prozent. Der Nettozinsertrag wuchs um 7 Prozent.

Beschäftigtenzahl soll weiter steigen

Die RLB NÖ-Wien beschäftigte Ende des Vorjahres 1.004 Mitarbeiter, um 50 mehr als vor Jahresfrist. Auch heuer soll die Beschäftigtenzahl weiter steigen. In der Raiffeisen-Bankengruppe Niederösterreich-Wien sind 4.270 Leute beschäftigt.

Aus dem Reingewinn der RLB führt die RLB 22 Mio. Euro an die Mutter Raiffeisen Holding NÖ-Wien ab. 17 Millionen werden in die Rücklagen gestellt, zur Eigenmittelstärkung.

Sonder-Erlös aus RI-Aktienverkauf

Im heurigen Jahr gibt es einen Sonder-Zufluss aus dem Verkauf der Aktien an der Raiffeisen International. Püspök beziffert den Anteil an der RI für sein Haus mit weniger als 2 Prozent. Das würde, wenn die RI-Aktien beim Börsegang jetzt zum Höchstpreis weggehen, einen Erlös von rund 80 Mio. Euro bringen. Über den Verwendungszweck will der Vorstand erst nach der Bilanzerstellung für 2005 reden.

Mit dem Börsegang verkaufen alle beteiligten Raiffeisen-Landesbanken ihre RI-Anteile und werden, wie berichtet, so zusammen bis zu 250 Mio. Euro erlösen. Die Raiffeisenlandesbank Tirol hat ihre "Einnahme" zuletzt mit bis zu 17 Mio. Euro beziffert und will diese, wie der "Tiroler Tageszeitung" zu entnehmen ist, zur Aufstockung der zuletzt wegen der Bilanzprobleme geschmolzenen stillen Reserven verwendet werden. (APA)