Der Spanier Miguel Indurain verstand die Entscheidung. "Die Vorbereitung auf eine Tour de France bedeutet sechs Monate harte Arbeit, für die du keine Hilfe erwarten kannst." Indurain ist überzeugt, dass Armstrong ein siebentes Mal gewinnen kann. "Sonst würde er nicht starten. Aber es wird schwerer werden als bisher, denn schon im Vorjahr war zu sehen, dass Lance nicht mehr so explosiv ist." Auch der Franzose Bernard Hinault, wie Merckx und Indurain fünffacher Tour-Sieger, ist skeptisch. "Lance fürchtet womöglich, dass er verlieren könnte. Gewinnt er, war seine Entscheidung, nicht schon nach dem sechsten Sieg aufzuhören, richtig. Verliert er, verschwindet er durch die Hintertür."
"Zu 100 Prozent"
"Mein Entschluss steht zu 100 Prozent fest", sagte indes Armstrong im Frühjahr, der heuer zum siebenten Mal zuschlagen will und dabei den Deutschen Jan Ullrich ("Wenn ich ihn noch ein Mal schlagen will, muss ich mich ranhalten") wieder als Hauptkonkurrenten ausmachte. "Jan macht einen guten Eindruck. Es wird ein harter Kampf, zumal auch ein paar andere Jungs lauern", sagte Armstrong, der aus seinen Ambitionen bei der Frankreich-Rundfahrt kein Hehl machte: "Ich komme zur Tour, um sie noch ein Mal zu gewinnen." Seine Abschiedsrede dauerte vier Minuten.
Armstrong wurde in der Vergangenheit nicht nur auf der Straße verfolgt. Immer wieder wurde der Seriensieger mit Doping in Verbindung gebracht, wohl auch deshalb, weil sein sagenhafter sportlicher Werdegang so schwer erklärbar ist. Im Vorjahr unterstellte man ihm in einem Buch ("L.A. Confidential") Doping, zuletzt erklärte ein Ex-Betreuer, in Armstrongs Haus ein verbotenes Präparat gefunden zu haben. Vor vier Jahren musste Armstrong, der 1996 an Hodenkrebs erkrankte und knapp drei Jahre später geheilt seine erste Tour gewann, zugeben, mit Michele Ferrari zusammengearbeitet zu haben. Der umstrittene italienische Mediziner ist inzwischen in einem Doping-Prozess verurteilt worden. Armstrong konterte alle Anschuldigungen mit juristischen Gegenattacken.