Rom – Das Rätselraten um den neuen Papst hält an – dabei steht eigentlich schon seit dem Mittelalter fest, wer er sein wird. Fast zumindest: Der irische Erzbischof Malachias hatte im Jahre 1139 in Rom eine Vision, die ihm alle Päpste bis ans Ende der Zeit zeigte. Was er sah, schrieb er auf. Der Haken ist nur, dass der heute Heilige keine Kardinalsnamen, sondern verschlüsselte Botschaften sah. Diese aber erfüllten sich bei allen 112 Päpsten seither – zumindest sehen das Malachius-Anhänger so. So stand für Johannes Paul II. die Weissagung "De labore solis" ('Von der Mühsal der Sonne'). Für die Anhänger des Malachias ist der Fall eindeutig: Denn Karol Wojtyla wurde am 18. Mai 1920 geboren, am Tag einer Sonnenfinsternis. Die Prophezeiung für den neuen Papst lautet nun "Gloria olivae" ('Der Ruhm des Olivenbaums').

Zum Leid der Malachias-Interpreten passen darauf aber zwei Kardinäle: Einmal der vom Judentum zum Christentum konvertierte Franzose Jean-Marie Lustiger, weil Apostel Paulus das Judentum in seinem Römer-Brief einen "edlen Ölbaum" nannte. Oder der Florentiner Erzbischof Ennio Antonelli. Dieser stammt aus Umbrien, das als Region der Olivenbäume gilt, und ein Ölbaum ziert seinen Bischofsstab.

Besser wäre aber insgesamt, wenn Malachias' Visionen nicht einträten. Denn laut Weissagung wird der nun zu wählende Papst ermordet und sein Nachfolger von einer Moslem-Invasion ins Exil getrieben. Doch die Visionen von Malachius waren schon immer dehnbar. So haben Cocktail-Trinker darauf hingewiesen, dass die Sache mit der Olive auch auf den italienischen Kardinal Carlo Maria Martini hindeuten könnte. (APA)