Brüssel/Wien - Die Europäische Kommission hat die geplante Übernahme der börsenotierten Investkredit Bank AG durch die Österreichische Volksbanken-Aktiengesellschaft (ÖVAG) am Montag ohne Auflagen genehmigt. Die EU-Wettbewerbsbehörde hat keinen Einwand dagegen, dass die ÖVAG die alleinige Kontrolle über die Investkredit bekommt.

Der rechtsgeschäftliche Erwerb der zunächst durch die ÖVAG aufschiebend bedingt erworbenen Investkredit-Aktien der Wiener Städtischen Versicherung, der BAWAG sowie der Erste Bank (das "Closing") ist daher für die nächsten Tage in Aussicht genommen. Mit diesen Paket-Aktien stieg die Beteiligung der ÖVAG an der Investkredit Anfang Februar - vorbehaltlich des jetzt erlangten Grünen Lichts aus Brüssel - von zuvor 4 auf 45,5 Prozent.

Das Okay aus Brüssel umfasst nach Angaben eines Kommissionssprechers sowohl den ersten Paketkauf als auch den Plan, im öffentlichen Offert alle Aktien zu kaufen, die die Bank zu kaufen vorhabe.

Weg für Pflichtangebot frei

In Kürze soll, im Termin abhängig wieder vom Placet der Übernahmekommission, die Wandlung vom bisherigen freiwilligen Übernahmeoffert in ein Pflichtangebot für alle ausstehenden Investkredit-Aktien erfolgen. Damit fallen auch jegliche Annahmeschwellen weg: Denn als gesetzliche Bedingung galt im bisherigen freiwilligen Übernahmeangebot zunächst eine 50-Prozent-Mindest-Schwelle. Sobald der Wandel in ein Pflichtoffert erfolgt ist, werden derartige Annahmeschwellen nichtig.

Die ÖVAG strebt eine Totalübernahme an, geboten werden bisher allen Aktionären 123 Euro je Aktie. Zu diesem Preis hatten auch die Paket-Aktien von BAWAG, Erste Bank und Wiener Städtischer die Besitzer gewechselt. Die Totalübernahme der Investkredit würde die ÖVAG zum gebotenen Preis, samt Transaktions- und Abwicklungskosten, insgesamt 755 Millionen Euro kosten. Die im bisherigen freiwilligen Offert anberaumte Angebotsfrist endet am 2. Juni.

Gespräche mit BA-CA und Raiffeisen

Eine Totalübernahme hängt freilich davon ab, unter welchen Umständen die großen Mitaktionäre Bank Austria und Raiffeisen Investkredit-Aktien abgeben. Mit Bank Austria Creditanstalt (28,1 Prozent) und Raiffeisen Zentralbank (18,3 Prozent) wollte der ÖVAG-Vorstand in den nächsten Wochen und Monaten jedenfalls ausführlich verhandeln. Der Streubesitz am Investkredit-Kapital hingegen ist mittlerweile "relativ dünn". (APA)