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Standard: In der Pharma-Branche ist weltweit eine Konsolidierungswelle im Rollen. Ist diese Branche noch attraktiv genug für Berufseinsteiger? Hagenlocher: Ich glaube schon. Gesundheit als Ganzes betrachtet ist nach wie vor ein Wachstumsmarkt. Die öffentliche Diskussion dreht sich leider häufig nur um die Kosten. Das greift zu kurz.

Standard: Geldknappheit in den Gesundheitssystemen der reichen Länder hat das Geschäft mit Medikamenten zuletzt aber nicht mehr als besonders sicher und lukrativ erscheinen lassen.
Hagenlocher:Hagenlocher: Das ist nur ein Teil des Ganzen. Gerade als Bayer decken wir ein viel größeres Spektrum ab. Wir haben eine starke Position in der Labordiagnostik, bei Blutzuckermessgeräten, auch bei Tierarzneimitteln. Wir sind die Nummer eins bei nicht verschreibungspflichtigen Medikamenten in Österreich. In all diesen Bereichen trifft uns die Erstattungsdiskussion gar nicht.

Standard: Und die Mitarbeiter wechseln zwischen den Bereichen?
Hagenlocher: Wir fördern das sehr. Es ist wichtig, dass die Mitarbeiter auch quer wachsen und sich breit weiterentwickeln können. Das ist auch attraktiv für Berufsanfänger.

Standard: Welche Karrieremöglichkeiten gibt es denn?
Hagenlocher: Lokal sind die meisten Positionen im Marketing und Vertrieb. Es gibt nur wenige Pharma-Unternehmen, die noch eine eigene Produktion und Grundlagenforschung in Österreich haben. Es gibt aber auch Positionen für Mediziner und Naturwissenschafter. Wir führen auch klinische Prüfungen für das Stammhaus durch.

Standard: Welche Voraussetzungen sollte man mitbringen, um Erfolg zu haben?
Hagenlocher: Im Marketing und Vertrieb kann es entweder ein klassisches WU-Studium sein. Es kann aber auch eine naturwissenschaftliche Ausbildung sein - Apotheker, Mediziner, Biologe, Tierarzt -, und dann eignet man sich die anderen Fertigkeiten an. Für den Bereich klinische Prüfungen sollte man eine medizinische Ausbildung vorweisen können, für den Bereich Zulassungen eine pharmazeutische. Wir brauchen aber auch Leute mit betriebswirtschaftlich fundiertem Wissen.

Standard: Lassen Sie sich bei der Personalrekrutierung von Spezialisten beraten?
Hagenlocher: Das hängt von der Funktion ab. Wir haben eine eigene Personalabteilung, die sehr kompetent ist. Wir nützen zum Teil aber auch Leute von außerhalb, etwa bei Ausschreibungen, Korrespondenz, Vorselektierung. Es gibt auch Positionen, wo wir bei der Besetzung gezielt mit Personalberatern zusammenarbeiten.

Standard: Wie sieht Ihr persönlicher Karriereweg aus?
Hagenlocher: Ich habe Pharmazie studiert in Tübingen, dann ein Praktikum gemacht, sechs Monate in einer Apotheke und sechs Monate in der pharmazeutischen Industrie - bei Bayer in Leverkusen. Dann die Promotion an der ETH Zürich, wo ich noch einige Zeit als leitender Assistent tätig war. Anschließend ging es nach München zur heutigen Firma Sanofi-Aventis - habe dort verschiedene Bereiche durchlaufen, bin dann zu Sanofi nach Österreich, war für den Aufbau einer Marketing-und Vertriebseinheit verantwortlich und wurde dann gefragt, ob ich nicht zu Bayer wechseln möchte. Das habe ich im Herbst 1998 gemacht. Ich habe bei Bayer als Pharma-Leiter begonnen, wir haben dann 200 eine Healthcare-Organisation gegründet, die ich geleitet habe, bis ich schließlich 2002 Geschäftsführer für ganz Bayer Austria wurde.

Standard: Haben Sie bestimmte Positionen angestrebt? Hagenlocher: Ich habe noch nie in meinem Leben eine Position angestrebt. Ich habe immer versucht, an der Stelle, an der ich gerade war, einen möglichst guten Job zu machen. Ich habe geschaut, was ich dafür an Qualifikationen brauche, und dann hat sich die nächste Position irgendwie ergeben. (Der Standard, Printausgabe 15./16.4.2005)