Huber Trikot

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Huber Trikot

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Money Point-Sujet

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Triumph-Werbung

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Strache: Wien darf nicht Istanbul werden

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Gleich mehrere Werbekampagnen haben es diesen Frühling geschafft, die Gemüter der Konsumenten zu erregen. Das aktuelle Sujet der Firma Huber Trikot, mit dem für einen BH geworben wurde, musste am Firmensitz in Götzis nach Protesten sogar abmontiert werden: Ein blanker Busen in Nahaufnahme passte Medienberichten zufolge nach Ansicht der Bewohner und des Bürgermeisters nicht ins Ortsbild. Die Second-Hand-Firma Money Point wiederum empört mit einem Plakat, auf dem der Kopf einer dunkelhäutigen Frau auf den Körper einer Hellhäutigen "geflickt" erscheint und zum Verkauf angeboten wird. Mit beiden Kampagnen befasst sich auch der Österreichische Werberat, hieß es dort auf APA-Anfrage.

Kampagne "die nichts zeigt"

Bei Huber Trikot wollte man im April die Aufregung nicht verstehen: Der BH, für den der nackte Busen wirbt, sei eben so angenehm zu tragen, als ob man nichts anhätte, argumentierte das Unternehmen. Parallel zum Busen wurde übrigens ein Sujet lanciert, das einen männlichen Po-Ansatz zeigt und naturgemäß für Unterwäsche wirbt.

Dennoch, sowohl über Huber Trikot als auch über Money Point häuften sich die Beschwerden auf der Homepage des Werberats (werberat.or.at). Auch die Katholische Frauenbewegung meldete sich zum Plakat der Second-Hand-Kette zu Wort und kritisierte es als sexistisch und rassistisch. Bedenken, die man nicht gehabt habe, beteuerte Vorstand Gerhard Farag in einem der APA vorliegenden Antwortschreiben: Man wolle aber gemeinsam mit der Werbeagentur eine "diesbezügliche Prüfung vornehmen". Keinesfalls habe man die Absicht, "rassistisches oder sexistisches Gedankengut zu verbreiten".

Karmasin: "Riesenproblem"

Für Kommunikations- und Markenexpertin Helene Karmasin sind beide Fälle Ausdruck eines "Riesenproblems", vor dem die Werbung stehe: "In der Flut von Informationen ist es zunehmend schwieriger, aufzufallen", sagt sie im Gespräch mit der APA. Provokation sei da oft die nahe liegendste Strategie. "Und das einzige, womit man provozieren kann, ist Sex – aber das wird auch immer schwieriger." Die Aufregung um den Huber-Busen sei für sie "nicht ganz verständlich", auch wenn die "Perspektive", der Zoom auf die weibliche Brust und die damit einher gehende "Zerstückelung" des weiblichen Körpers "schon etwas Neues" sei. Die Erregung der Betrachter allerdings stamme wohl eher daher, dass "Huber eine recht biedere Marke ist" und man solche "Aufreger" von dieser Firma einfach nicht gewöhnt sei.

"Warum Rassismus anzitieren?"

"Viel provozierender" ist nach Karmasins Ansicht das Money Point-Sujet, allerdings mit einem Manko: "Es wird dadurch keine Botschaft transportiert." Die nicht unoriginelle Botschaft – dass es bei Money Point einfach alles gebraucht zu kaufen gibt – werde durch den Einsatz unterschiedlicher Hautfarben übermäßig codiert. "Warum, muss man hier Rassismus anzitieren, der nichts für die Botschaft bringt?" so Karmasin. Ob es manchmal vielleicht vorkommt, dass Werber und ihre Auftraggeber einfach nicht genau darüber nachdenken, wie ihre Message bei den Rezipienten ankommt? "Ganz sicher", meint die Expertin. "Werbeagenturen sind meistens gar nicht geübt, die Bedeutung ihrer Zeichen zu beurteilen."

Beschwerden wegen FP-Plakat

Der Werberat, der kommende Woche übrigens seine Bilanz für 2004 präsentiert, hatte sich noch mit weiteren Aufregern zu beschäftigen: Noch ein Unterwäschefall (Triumph) stand auf der Tagesordnung, wurde aber nicht beanstandet (etat.at berichtete). Viele Beschwerden gab es auch gegen die Plakate der Wiener FPÖ, auf denen Heinz Christian Strache davor warnt, dass Wien nicht Istanbul werden dürfe. Für politische Werbung ist das Selbstkontrolle-Gremium der Werbewirtschaft indes nicht zuständig. (APA)