Wien - Der Wiener Städtische Konzern erhöht seine Gewinnprognose für 2005. Für heuer werden nun "angesichts der guten Geschäftsaussichten" mindestens 155 Mio. Euro EGT laut HGB erwartet, erklärte das Unternehmen am Montag. Ende Jänner hatte der Konzern bei Vorlage der vorläufigen Vorjahreszahlen erst "mindestens 140 Mio. Euro" EGT erwartet. Auf Basis von IFRS würden die 155 Mio. Euro (laut HGB) etwa 175 Mio. Euro entsprechen, so Generaldirektor Günter Geyer.

2004 konnte der Konzern sein Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit (EGT) nach endgültigen Zahlen laut HGB und strengstem Niederstwertprinzip auf 126,0 Mio. Euro steigern und damit mehr als verdoppeln. Laut vorläufigen Zahlen von Ende Jänner war es lediglich auf rund 110 Mio. Euro gewachsen.

Der Jahresüberschuss des Konzerns hat sich im Vorjahr auf 83,89 Mio. Euro mehr als verdreifacht, gab das Unternehmen am Montag ad-hoc bekannt. Dass die Dividende für die börsenotierten Vorzugsaktien von 45 auf 55 Cent je Aktie erhöht werden soll, war bereits mitgeteilt worden. Die Ausschüttung auf die Stammaktien soll von 20 auf 45 Cent je Aktie erhöht werden. Damit werde ein wichtiger Schritt zur Angleichung der beiden Aktienkategorien vollzogen, erklärte die Städtische heute.

Geyer: Oststrategie "voll aufgegangen"

Nach den Worten von Generaldirektor Günter Geyer hat die Wiener Städtische mit ihrem Ergebnis für 2004 das bisher beste in der Konzerngeschichte erzielt. Die Strategie der frühen Expansion in den erweiterten Heimmarkt Zentral- und Osteuropa sei "voll aufgegangen".

"Wir sind als größter österreichischer Versicherungskonzern in diesem Raum mittlerweile hervorragend positioniert und beginnen bereits das hohe Potential auszuschöpfen und die Früchte zu ernten", wird Geyer in der Ad-hoc-Mitteilung zitiert. "Besonders erfreulich" sei, dass Tschechien und die Slowakei im vergangenen Jahr einen ausschlaggebenden Beitrag geleistet hätten.

2004 hat sich im Städtische-Konzern die Combined Ratio (nach Rückversicherung) von 99,8 auf 97,8 Prozent verbessert. Das Finanzergebnis stieg um 12,9 Prozent auf knapp mehr als 490 Mio. Euro.

Die Brutto-Aufwendungen für Versicherungsfälle lagen mit einem Anstieg um 16,0 Prozent auf 3,18 Mrd. Euro unter dem der Prämien (plus 17,1 Prozent). Die Brutto-Aufwendungen für den Versicherungsbetrieb erhöhten um 8,7 Prozent auf 940,19 Mio. Euro.

Der Stand der gesamten Kapitalanlagen des Konzerns stieg 2004 um 11,1 Prozent auf 12,87 Mrd. Euro. Die stillen Reserven wuchsen um 263,7 Millionen auf 762,1 Mio. Euro.

Zweiter Börsegang wird vorgezogen

Der "zweite Börsegang" der Wiener Städtischen, im Zuge dessen via Kapitalerhöhung und Umwandlung der derzeit börsenotierten Vorzugsaktien in Stämme rund 30 Prozent künftig in Streubesitz kommen sollen, dürfte früher erfolgen als bisher geplant. Man glaube, dass man "früher als ursprünglich gedacht" an die Börse gehe, es könnte im ersten Quartal 2006 sein, "vielleicht etwas früher", sagte Geyer dann bei einer Pressekonferenz. Bisher hatte es geheißen, dass dies im Laufe des Jahres 2006 oder Anfang 2007 erfolgen könnte.

Derzeit notieren rund 10 Prozent der Städtischen an der Börse. Über eine Kapitalerhöhung von rund 20 Prozent sowie die Umwandlung der Vorzüge in Stämme, die in der ordentlichen Hauptversammlung am 24. Mai beschlossen werden könnte, sollen 30 Prozent in Streubesitz sein. Die Weichen dafür sollen in einer Aufsichtsratssitzung am 2. Mai gestellt werden.

500 bis 900 Millionen Euro frisches Geld

Damit könnten zwischen 500 und 900 Mio. Euro in die Kassen der Versicherung gespült werden, so Geyer. Beim jetzigen Aktienkurs wären es rund 700 Mio. Euro. Aus der im Vorjahr begebenen Ergänzungskapitalanleihe sind der Städtischen zu Beginn dieses Jahres 300 Mio. Euro zugeflossen. Die Städtische sei mit dem Börsegang für die nächsten zehn Jahre gut positioniert. Die Marktkapitalisierung bezogen auf das gesamte Unternehmen liege jetzt bei 4 Mrd. Euro und werde dann bei rund 5 Mrd. Euro liegen, davon rund 30 Prozent an der Börse.

Verwenden will die Städtische die Mittel vor allem für die Expansion in Mittel- und Osteuropa. Ziel sei es, in den Reformländern und den ersten fünf bis sechs größten Versicherern am jeweiligen Markt zu sein. Dies müsse in den nächsten zwei bis drei Jahren umgesetzt werden, so Geyer. Erreicht habe man dieses Ziel bereits in Tschechien, der Slowakei und Kroatien.

Wachsen wolle die Städtische vor allem in Bulgarien, Rumänien, Polen und in der Ukraine - durch "sinnvolle Zukäufe und durch organisches Wachstum". In Bulgarien und Rumänien sei man weiter auf der Suche. Es gebe Aussichten, dass man bei Akquisitionen fündig werde, aber "es muss passen", so Geyer. Derzeit seien viele Bewerber österreichischer und anderer Provenienz dabei, die Preise in die Höhe zu treiben. (APA)