Das Markenzeichen
von Stephan Winkelmann sind enge und zu kurze Anzughosen, an denen er Stulpen von vier statt der üblichen drei Zentimeter Länge trägt, und das schaut bei ihm super aus, echt. Markenzeichen sind auch die stets offenen Ärmeln seiner Hemden und neuerdings der Stier.
Jener
im Wappen der italienischen Supersportwagenmarke Lamborghini. Winkelmann residiert seit drei Monaten in Sant' Agata Bolognese, er ist der neue, von Audi eingesetzte Chef von Lamborghini. Das macht sich richtig gut in der Biografie, auch wenn Winkelmann schon Chef von Fiat Österreich war.
Im Namen des STANDARD
stattete ich Winkelmann einen Antrittsbesuch ab, um ihm alles Gute zu wünschen und einen Autoschlüssel zu entreißen. Das an einem Tag, als der Himmel aufriss und die Straßen trockneten, somit die Chancen gut standen, dass Winkelmann ohne großes Weinen und Bangen die Werkstore für eine Ausfahrt öffnen würde.
Immerhin
hat der kleinere der zwei Lamborghinis 500 PS, und da ist selbst bei Allradantrieb eine trockene Unterlage von Vorteil.
Wenn man
in der Gegend von Sant' Agata mit dem richtigen Auto unterwegs ist, dann winken einem die Menschen zu. Ein richtiges Auto wäre der Gallardo.
Oder, noch besser,
der Murciélago, die Fledermaus. Fledermaus deshalb, weil bei ordentlich Tempo die Lufteinlässe an den Flanken aufgehen - Fledermausohren. Ordentlich Tempo ist bei Lamborghini relativ. Der Murciélago geht gut 330.
Winkelmann,
der in Berlin geboren, aber in Italien aufgewachsen ist, spricht "Lamborghini" übrigens absolut überzeugend aus - so, als ob beim "gh" der Motor anspringen würde. Das sagte ich ihm auch und fragte nach einem Murciélago.
Offen wäre noch besser,
weil ich dann als Botschafter Lamborghinis auf der Straße zurückwinken könnte. Winkelmann blinzelte nicht einmal mit den Augen und übergab mir den Schlüssel eines Murciélago Roadster.
580 PS
sind in der Tat brachial. Der Zwölfzylinder beschleunigt in 3,8 Sekunden auf 100, und ich kam gar nicht zum Zurückwinken. Brachial ist auch die Handschaltung, brachial ist die direkte Lenkung.
Nach drei Stunden
kam ich abgekämpft aber glücklich zurück und wand mich mit flackerndem Blick aus dem Auto. In mir arbeiteten zwölf Zylinder, ich hatte Fledermausohren und lobte Winkelmanns Hosen. (Michael Völker, AUTOMOBIL, 15.4.2005)
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