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Pädophile versuchen im Internet auch in virtuellen Spielwelten Kontakte zu knüpfen. Bei Kindern und Jugendlichen beliebte Chatrooms dienen ebenfalls als "Kontaktbörse".

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Wien - Hat man als Tierarzt oder Schmied genug gearbeitet, kann man sich schließlich sein Wunschpferd leisten. Zumindest in den zahlreichen "virtuellen Reiterhöfen", die im Internet zu finden sind. Aber nicht nur Pferdefreunde tummeln sich auf diesen Seiten, sondern auch Pädophile, die dort mit Kindern und Jugendlichen in Kontakt treten wollen. Auch manche Spielewelten ziehen die Pädophilen an.

Fast jeder fünfte minderjährige Internetnutzer war online schon einmal mit einem unerwünschten sexuellen Angebot kontaktiert, zeigte eine Studie der US-Universität New Hampshire mit 1501 Zehn- bis 17-Jährigen im Jahr 2001. Drei Prozent der jungen Nutzer berichteten, die Belästiger hätten massiv versucht, sie auch im realen Leben zu kontaktieren.

Unterschiedliche Strategien der Täter

Die Strategien der Täter sind dabei unterschiedlich. Einerseits benutzen sie eine falsche Identität und geben sich zunächst als Gleichaltrige aus. In den Onlinespielewelten, die oft im Fantasy-Bereich angesiedelt sind, können die Teilnehmer kommunizieren und miteinander handeln. Dabei versuchen die Täter, Vertrauen aufzubauen und das Kind auszuspionieren.

"Unsere Beamten haben schon Fälle gefunden, wo so versucht wurde, Kontakte aufzubauen", berichtet Christian Brockert, Pressesprecher des deutschen Bundeskriminalamts. Auch in Österreich kommt Derartiges vor, berichtet sein heimisches Pendant, Gerald Hesztera. "Es gibt nicht so viele Fälle, aber im Zusammenhang mit virtuellen Reiterhöfen gibt es Hinweise auf Probleme."

Auf der anderen Seite versuchen Pädophile in diversen Chat-Räumen, Kinder und Jugendliche mit Problemen auszuforschen und sich als lebenserfahrener Ratgeber und Freund darzustellen. Teilweise wird wochen- und monatelang eine "Beziehung" aufgebaut, ehe nach realer Telefonnummer oder Adresse gefragt und ein Treffen (beispielsweise im Schwimmbad oder Kino) angeregt wird.

Frage nach Slips

Mitunter wird aber auch direkter vorgegangen, wie ein Versuch der von den Jugendministerien der deutschen Bundesländer gegründeten Initiative "Jugendschutz.net" im vergangenen Herbst zeigte. Mit Namen wie "tanja14" nahmen die Tester mehrere Wochen an den Chats teil, verhielten sich aber passiv und antworteten nur, wenn sie direkt kontaktiert wurden. Die Gegenseite kam meist schnell auf den Punkt: Fragen nach getragener Unterwäsche, den sexuellen Erfahrungen und Einladungen erlebten die Jugendschützer. Die ausschließlich männlichen Chatpartner erschienen dann auch an den vereinbarten Treffpunkten.

Um die Gefahr zu minimieren, rät man bei der Exekutive, sich bei den Kindern regelmäßig nach den Erlebnissen und Kontakten im Internet zu erkundigen. Besonders dann, wenn Verhaltensänderungen sichtbar werden. (Michael Möseneder, DER STANDARD - Printausgabe, 16./17. April 2005)