Rainhard Fendrich moderiert

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Rainhard Fendrich, Eva-Maria Klinger, Peter Rapp

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Fendrich mit Karl Moik, Franz Posch

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"Tritsch Tratsch" mit Josef "Joki" Kirschner

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Elizabeth T. Spira, Peter Resetarits

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Senta Wengraf, Teddy Podgorski

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Hugo Portisch , Helmut Zilk

In der Samstagabendshow "50 Jahre Fernsehen" feiert der ORF sich ausgiebig: Retro-Schick mit Vera, Arabella und einem mit Fortdauer des Abends erschöpft wirkenden Moderator Rainhard Fendrich. Ein Lokalaugenschein von der Aufzeichnung am Küniglberg.

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Wer jemals Aufzeichnungen von Fernsehshows miterlebt hat, kennt das Gefühl – gleich einem Firmling beim Fotografen: "Sitz gerade, Hände in den Schoß, lächeln!" Ähnlich einnehmend verrichten im Fernsehen so genannte Einpeitscher ihr Geschäft: "Schauen Sie grundsätzlich freundlich, Sie wissen nicht, wann Sie im Bild sind." Geübt wird alles, lachen, klatschen, mit den Füßen auf dem Boden trampeln. Gefühl: Firmling.

Doch an diesem Abend passt die Szenerie. Der ORF zeichnet die Show "50 Jahre Fernsehen" auf. Erinnerungen werden heftig eingefordert.

Rainhard Fendrich betritt die Bühne, er wirkt putzmunter, lässt Herzblatt-Charme und Unterkiefer spielen. Für das hausbackene, im konsequenten "Retro"-Stil gehaltene Bühnenbild kann er nichts: "Viel Vergnügen!" Die Show beginnt.

"Wirklich schrecklich"

Franziska Kalmar begrüßt ihr Publikum vom Bildschirm: "Guten Abend, meine sehr verehrten Damen und Herren. Ich begrüße Sie recht herzlich zu unserem Fernsehprogramm." Und eh man sich's versieht, ist man drinnen, im Sich-Erinnern, im Schwelgen, im Fabulieren. Dass der Hörfunkdirektor Übelhör hieß und in der Taubstummengasse wohnte, erzählt Teddy Podgorski etwa. Dass die Familie Leitner zwei Jahre live lief, was für Senta Wengraf "wirklich schrecklich" war.

Rund drei Stunden dauerte die Aufzeichnung der "großen Jubiläumsshow" im ORF- Theater Freitagabend. Zwei Stunden sind dafür am Samstag, 21.10 Uhr, vorgesehen. Plus 25 Minuten Seitenblicke von der Party im Anschluss.

Gehuldigt wird allem und jedem und immer ein wenig sich selbst. Geseufze bei Betthupferl, Wünsch' dir was, Was bin ich? und Dalli Dalli. Gelächter beim Fernsehkoch, Kottan, Russischunterricht und Kasperl. Fußtrampelei beim Mundl. Fendrich: "Ein historischer Abend."

"Die Droge Rotlicht"

Helmut Zilk, Teddy Podgorski, Hugo Portisch, Eva Maria Klinger, Joki Kirschner, Elizabeth T. Spira, Peter Resetarits, Alfons Haider und natürlich Vera, die über ihre Begegnung mit Bruno Kreisky und "die Droge Rotlicht" spricht.

Der ORF feiert seine ersten 50 Jahre und hat in der Euphorie ganz übersehen, dass er und "das Fernsehen" nicht unbedingt ein und dasselbe sind. Egal, schließlich bedankt sich Ernst-Wolfram Marboe "bei den Menschen, die ,Licht ins Dunkel‘ ermöglicht haben." Peter Rapp ist zu Tränen gerührt. Hier wurde Großes geschaffen, weiß auch Fendrich: "Das ist den Applaus wert."

Fendrich trägt zentnerschwer an seiner Moderation: "Ich hab dich auf einem Kamel reiten sehen", sagt er zu Karl Moik. "Und du warst bei der Micky Maus." Moik: "Und? Was ist schon dabei?"

Mutiges Verschweigen

Gehuldigt wird nebstbei Sendungen wie Kunst-Stücke oder Club 2, deren unrühmliches Ende freilich tapfer verschwiegen wird. Das ist das Mutige an der Show: Denkbar wäre es schon, dass jemand bemerkt, wie hier wehmütig lange vergangener Tage gedacht wird und dass der ORF heute nicht einmal mehr in Ansätzen Vergleichbares zuwege bringt. Und zwar auch ohne nostalgische Verklärung: Magazine wie Horizonte, Trailer oder Ohne Maulkorb standen für zeitlose journalistische Qualität. Heute sucht man dergleichen vergeblich.

Barbara Stöckl schwärmt indes von Heinz Conrads und denkt an "die Menschen, für die das Leben schwarz-weiß ist." Ingrid Thurnher will nicht, dass "Fernsehen zur Geräuschkulisse verkommt".

Müder Blick

Danach wirkt auch Fendrich erschöpft. Sein Blick ist müde, er verspricht sich oft, leicht geht jetzt gar nichts mehr. So verabschiedet er sich schnell und unverbindlich. Als sei er froh, diesen auszehrenden Marathon endlich über die Runden gebracht zu haben. Oder wie John Boy von den Waltons meint: "Schlaf senkt sich auf das Haus wie eine dichte Wolke." (Doris Priesching/DER STANDARD; Printausgabe, 16./17.4.2005)