Kribbeln im Herzen oder Hinterwandinfarkt, das liegt in Ron Clarks Stück nahe beieinander.

Foto: Kammerspiele/Moritz Schell
In keinem anderen Alter bedarf der Mensch der Gabe der Selbstironie in dem Ausmaß wie im fortgeschrittenen. So empfiehlt es die jüngste Kammerspiele-Produktion "Eine Bank in der Sonne" von Ron Clark, in der zwei ihrem Eigensinn frönende Bewohner einer so genannten Seniorenresidenz die vom Alter auferlegten körperlichen Einschränkungen einfach nicht ernst nehmen wollen.

Als in das mit Gratisgehörtests lautstark feinabgestimmte Altenheim eine neue Mitbewohnerin einzieht, erwachen die Geister der Herren Burt (Otto Schenk) und Harold (Gideon Singer) auf jeweils ihre Weise neu. Adrienne (Christine Ostermayer) war im Erwerbsleben zufällig Filmstar und macht den moosigen Insassen in Divencouture heiße Köpfe. Diesbezügliche Fantasien lässt Martin Zauner, hier als Regisseur, in schwarz-weißen Zwischenspielen auf Leinwand projizieren.

Das leichte Kribbeln im Herzen könnte aber auch, so der beste Freund zum anderen, erstes Anzeichen eines Hinterwandinfarkts sein. Dankeschön! Ernst ist das Leben, heiter die Kunst: Und wenn Schenk im X-Large-Pullover einen Jive aufs Parkett legt, dann ist beides eins. (afze/DER STANDARD, Printausgabe, 12.04.2005)