Wien - Wirtschaftsminister Martin Bartenstein möchte Österreich als "Drehscheibe für den Donauraum" etablieren. In dieser Region, "vom Schwarzwald bis zum Schwarzen Meer", soll das Land seine "besondere Stellung in Südost-Europa" nutzen. Beschlossene Sache sei bereits, dass in Wien das Sekretariat mit 60 bis 70 Mitarbeitern der "Energiegemeinschaft Südost-Europa" angesiedelt wird. Die Organisation hat die Aufgabe, einen Energie-Binnenmarkt in der Region herzustellen.

Für den österreichischen Energiemarkt hatte der Minister am Donnerstag wenig Handfestes zu bieten. Die endlosen Diskussionen rund um die Schaffung einer Österreichischen Stromlösung, bekannt unter dem mäßig attraktiven Kürzel Ösl, und die anhaltend hohen Strompreise, haben ihn zum Eingestehen eines Irrtums veranlasst: "Österreich und die EU-Kommission haben sich gemeinsam geirrt. Bis ein EU-Strommarkt entsteht, dauert es länger als gedacht. Darauf muss man reagieren."

Wettbewerb muss beim Endkunden spürbar sein

Auf die Frage, wie, antwortete Bartenstein so: "Energie Allianz und Ösl müssten so arbeiten, dass der Wettbewerb beim Endkunden spürbar ist." Das sei sein "Wunsch", an der Erfüllung mögen andere arbeiten: "Ich fordere die Verantwortlichen, die Verhandler von Verbund, Hans Haider, und Energie Allianz, Burkhard Hofer, zum Nachdenken in diese Richtung auf."

Konkretes wartete der Minister nur zu seinem Terminplan auf: Die Stromlösung soll bis zum kommenden Sommer unter Dach und Fach sein. Ob Verbundchef Haider die Stromlösung torpediere? Bartenstein: "Ich habe den Verbund-Generaldirektor ersucht, die Verhandlungsführung zu übernehmen. Die Ösl ist jetzt Chefsache."

Ministeriellen Rückhalt hat der Verbund im Bereich des Kraftwerksbaus: "Wenn Österreich nicht zum Netto-Atomstrom-Importeur werden will, brauchen wir Wasserkraft-und Gaskombi-Kraftwerke", so der Ressortminister. Damit, dass Großprojekte wie Kraftwerksbauten auf keine Gegenliebe stoßen, sei zu rechnen, "ohne Widerstand ist das nicht zu realisieren. Aber da hat der Verbund meine Unterstützung". (gra, DER STANDARD, Print-Ausgabe,8.4.2005)