Isabelle Racamier, Geschäftsführerin von Sanofi-Aventis, ist mit einem schrumpfenden Markt konfrontiert.

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Wien - Die Fusion der Pharmakonzerne Sanofi-Synthelabo und Aventis zu Sanofi-Aventis geht in Österreich ohne Kündigungen über die Bühne. Wegen "Überlappungen im administrativen Bereich" habe man sich im Zug der Zusammenführung einvernehmlich von 17 Mitarbeitern getrennt, sagte Isabelle Racamier, die seit September 2004 zusammen mit Hubert Dreßler als Geschäftsführerin den neuen Konzern in Österreich leitet, Dienstag bei einer Pressekonferenz in Wien. Zugleich habe man 18 neue Mitarbeiter im Außendienst aufgenommen, wo derzeit über 100 Personen beschäftigt sind.

In Österreich betreibt Sanofi-Aventis zwar keine Grundlagenforschung, hier werden aber viele klinische Studien durchgeführt. An gut 150 Spitälern und Instituten laufen derzeit 35 Studien, erklärte Racamier. Im Jahr 2004 wurden vier Mrd. Euro für Forschung und Entwicklung (F & E) aufgewendet, das entspricht 15,6 Prozent des Konzernumsatzes von 25,4 Mrd. Euro, in Österreich sind es 160 Millionen. Das Unternehmen beschäftigt weltweit rund 100.000 Mitarbeiter in mehr als 100 Ländern, mehr als 11.000 Wissenschafter sind in 20 Zentren in F & E beschäftigt. Gemessen am Umsatz ist Sanofi-Aventis die Nummer eins in Europa und weltweit auf Rang drei. Therapeutische Schwerpunkte liegen in den Bereichen Kardiologie, Thrombose, Onkologie, zentrales Nervensystem, Diabetes, innere Medizin und Impfstoffe.

Besorgt über die Marktentwicklung

Sorgen machen sich Dreßler und Racamier über die Geschäftsentwicklung in Österreich. Aufgrund der Sparmaßnahmen der Regierung werde der heimische Pharmamarkt in diesem Jahr erstmals real schrumpfen, während er weltweit um rund zehn Prozent und in Europa um sechs Prozent wächst.

Ein erwartetes nominelles Wachstum von drei Prozent werde von zwei Prozent "Zwangsrabatt" und zwei Prozent Inflation zunichte gemacht, erklärte Racamier. Dreßler appelliert an die zuständigen Stellen, bis 1. Juli ein "lesbares Heilmittelverzeichnis" vorzulegen. Die derzeitigen Regelungen müssten in zumindest vier Punkten "repariert" werden.

So seien unter anderem die Großpackungen für chronisch Kranke wieder einzuführen, auch die Zuteilung von Medikamenten in genehmigungspflichtige und freie Arzneien sollte weniger restriktiv gehandhabt werden. Zudem sollten österreichweit die gleichen Regelungen gelten. Mitte April rücken die Töchter von Sanofi und Aventis mit einer Übersiedlung in den Saturn Tower in der Wiener Donau City auch räumlich zusammen. Das Distributionszentrum bleibt wie bisher in der Altmannsdorfer Straße in Wien. (APA, red, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 6.4.2005)