Zudem verwehrten sie sich gegen das, was bereits der palästinensische Theoretiker Edward Said kritisierte: Verschiedenste Länder und Religionen in einen Topf werfen, denen lediglich gemein ist, dass sie anders sind als der "Westen". Die Ausstellung heißt nun schlicht und unverbindlich Some Stories. Dank reger Diskussion und Kritik im Vorfeld. Und diese ist auch umfassend dokumentiert - das ist der eigentliche Clou: Auszüge des E-Mail-Verkehrs zwischen Kuratorinnen und Künstlerinnen sind an die Wand appliziert. Geschickt pariert man so möglicherweise aufkommende Kritik.
Insgesamt also ein "Happy End" für Some Stories. Denn die, auf nahezu frei im Raum schwebenden Flächen, projizierten Videoarbeiten sind alles andere als klischeehaft, auch wenn die Künstlerinnen mitunter mit Klischees spielen. So wie Lara Baladi.
Während eines Japan-Aufenthalts fing sie allgegenwärtige mythosorientierte Bilder und Töne der arabischen Welt ein: Erotik, Bauchtanz, Oriental-Pop. Montiert mit den sexuellen Schablonen von Manga-Comics, Latex-Puppen und Straßendirnen entstand ein schnell geschnittener Clip der es versteht, den stereotypen Blick zu brechen.
Wesentlich ruhiger, aber ebenso mit der emotionalen, intuitiven Ebene spielend, die Arbeit Passage von Shirin Neshat. Rätselhafte Aufnahmen, verwoben mit mystischer Musik von Philip Glass, schildern ein Begräbnisritual in der Wüste. Stilisiertes Schwarzweiß verstärkt die unwiderrufliche Trennung der Geschlechter: hier das stumme Klagelied der unermüdlich im Sand grabenden Frauen, dort die Prozession der Männer mit dem Leichnam.
Handarbeiten
Dagegen ein Mädchen in Folding von Gülsün Karamustafa: Schicksalsergeben sitzt sie in einem Berg traditioneller Stickereien, die sie Stück für Stück faltet. Ebenso eindringlich eine Handarbeit in The Room von Amal Kenawy: In Spitzenhandschuhen und mit kleinen Stichen wird das pulsierende blutige Herz perlenbestickter Teil der perfekten Inszenierung einer Braut.