Coverfoto: Wohnzimmer Records
Robert Smith meinte sinngemäß einmal: "Egal welche Musik wir machen - sobald ich singe, klingt es wie The Cure." Soviel zur Bedeutung von Singstimmen im Pop ... und zum Beginn der Erklärung, warum das neue Datahero-Album - zunächst - deutlich anders klingt als sein Vorgänger.

Wir erinnern uns: 2003 riefen Gottfried Schinagl (von Jellybeat und Lieblinge der Nation) und Gernot Grassl (von den Starpilots) mit "Data Hero" eine weitere Band ins Leben - und brachten mit dem gleichnamigen Erstling ein für Österreich ungewöhnliches Pop-Album auf den Markt. New Order-Vergleiche waren nicht von der Hand zu weisen, was nicht nur am ebenso schnellen wie konstanten Fluss des Elektronik-Sounds lag, sondern auch an Grassls speziellem Singstil - Bernard Sumner nicht unähnlich: unbeteiligt irgendwie, aber auf eine ausgesprochen wohltuende Art und Weise.

Can you feel the chemistry ...

Grassl ist inzwischen musikalisch wieder ausschließlich mit den Starpilots beschäftigt, das Datahero-Mikro hat nun Michael Steppan übernommen und schon durch seine Stimme entscheidend zum neuen Sound beigetragen: Der ist kraftvoller, emotionaler und dunkler ... manchmal schlicht und einfach rockiger. Steppan war schon vor den Aufnahmen zu "The Shade of your Ray" als Sänger mit auf Tour in Deutschland: für das Album konnten sich somit das neue Ausgangs"material" und die von Schinagl gewünschte Sound-Erweiterung wechselseitig beeinflussen.

Schinagl und Steppan schufen zusammen Songs, die der Struktur nach immer noch Pop pur sind - diese Struktur wird jetzt aber verstärkt mit Gitarren-Sounds aufgefüllt. Die Bandbreite reicht von Sixties-beeinflusster Akkordverliebtheit ("Creation of Mind") über Anklänge an die 80er ("Landscape" beginnt mit einem The Cure-artigen Riff ... und ha! auf diesem Wege schlich sich wohl die Erinnerung an das Eingangszitat ein) bis zu waschechten Rock-Riffs ("Shove").

Das flockige "Odyssey" und das ebenbürtige "Walk on" werden jeden Phoenix-Fan entzücken. Letzteres duftet auch schon sehr nach Frühling, falls sich der heuer auch außerhalb des Kopfhörers irgendwann mal blicken lassen will.

Too weak to keep quiet, too strong to attack ...

Natürlich sind auch einige Songs dabei, in denen das Keyboard die erste Geige spielt: "Drive" oder "The Shadow of your Ray" knüpfen mit treibendem elektronischem Sound direkt an das Erstlingsalbum an; hier unterstützt die Gitarre den Synthesizer statt umgekehrt. Und "The Truth" könnte beinahe direkt dem ersten Album entsprungen sein.

Es braucht einige Male Anhören, bis man über den offensichtlichen Unterschieden zwischen den beiden Alben hinweg das kontinuierliche Element in Datahero so richtig wahr nimmt. Das ist stark vorhanden - und liegt letztendlich in Schinagls Wunsch, den perfekten Pop-Song zu schreiben, begründet; immer noch einer der fruchtbarsten Ansätze in Sachen Musik. Datahero haben also keinen Soundwechsel sondern eine -erweiterung vollzogen. Spannend, wie es weitergehen wird. (Josefson)