Wenig "Stille Nacht" bei der Post.

Foto: FOTO: APA/HANS PUNZ

Wien – Es war ein kurzer Ausflug der Österreichischen Post in die Welt der Start-ups. Und ein folgenschwerer. Die geplatzte Kooperation des mehrheitlich staatlichen Paket-, Brief- und Logistikkonzerns führte Montagabend zu drastischen personellen Konsequenzen. Der Vorstand für Brief, Werbepost & Filialen, Walter Hitziger, beendet seine Funktion mit Jahresende "einvernehmlich", teilte das Unternehmen Montagabend mit. Die Agenden im künftig dreiköpfigen Gremium werden neu verteilt. Generaldirektor Georg Pölzl übernimmt das Geschäftsfeld Filialnetz persönlich.

Die Sonderaufsichtsratssitzung fand wegen des geplatzten Joint Ventures mit der deutschen Fintech-Gruppe statt, über das die Post weiterhin Finanzdienstleistungen anbieten wollte, wenn die Kooperation mit der Bawag per Jahresende 2019 ausläuft. Die Post will auch nach dieser Entwicklung nach 2019 weiter Finanzdienstleistungen anbieten.

Neue Strategie noch unklar

Auf die zukünftige Strategie rund um die Finanzdienstleistungen und die Partnersuche wurde in der Aussendung nicht eingegangen. Derzeit finden sich Bawag und Post gemeinsam noch an rund 120 Standorten in Österreich, die bis spätestens Ende 2019 wegen des Kooperationsendes entflechtet werden müssen. Ursprünglich waren es rund 500 gewesen. Seit Herbst 2017 ist klar, dass die Post einen Bawag-Nachfolger für das Anbieten von Finanzdienstleistungen ab 2020 brauchen wird. Noch vor dem missglückten Joint-Venture-Versuch hatten andere potenzielle Kooperationspartner wie beispielsweise die Volksbanken oder Santander einer Zusammenarbeit eine Absage erteilt.

Die gescheiterte Kooperation mit der Fintech-Gruppe hat ein ziemliches finanzielles Nachspiel. Während die Deutschen ihren Verpflichtungen bei der vereinbarten Zusammenarbeit nicht nachgekommen sind, hatte die Post 35 Millionen Euro in eine Beteiligung am Kurzzeitpartner erworben. Der Kurs des an der Frankfurter Börse gelisteten Unternehmens brach seither von 28,50 auf gut 16 Euro ein. Damit sitzen die Österreicher auf Buchverlusten von rund 15 Millionen Euro. Fintech wiederum sollte eine Kapitaleinlage in eine gemeinsame Gesellschaft leisten. Der Schritt wurde allerdings abgeblasen – ohne dass konkrete Gründe genannt worden wären.

Neben personellen zieht die Post nun auch organisatorische Konsequenzen. Die Sparten Brief- und Paketlogistik werden zusammengeführt, teilte das Unternehmen nach einer stundenlangen Sitzung mit. Demnach übernimmt der zukünftige Generaldirektor-Stellvertreter Walter Oblin zusätzlich zu seinen bisherigen Agenden die Geschäftsfeldverantwortung für die Division Brief und Werbepost und die dazugehörigen Beteiligungen. Neben der Division Paket & Logistik übernimmt Vorstand Peter Umundum auch die Verantwortung für die Produktion beider Sparten Brief und Paket.

Verdienstvolle Arbeit

"Mit der Neuverteilung der Geschäftsfelder in einem kleineren Vorstandsteam wird es gelingen, weitere Synergien zu heben und unseren Kunden ein umfangreiches Brief- und Paket-Produktportfolio mit einer Topqualität zu bieten", betont Aufsichtsratsvorsitzende Edith Hlawati. Pölzl dankte Hitziger für seien "Verdienste um die Entwicklung der Österreichischen Post in den Jahren der Zusammenarbeit mit mir". Das Kerngeschäft Brief sei – schon vor den angestrebten Synergien – trotz rückläufiger Mengen hochprofitabel. (red, 17.12.2018)