Der Umbau des Energiesystems von fossil auf erneuerbar kennt bis jetzt einen Verlierer: Betreiber von Pumpspeichern. Dabei sind sich Experten einig, dass deutlich mehr davon benötigt werden, um die Energiewende zu einem guten Ende zu führen. Das Thema wurde auch beim diesjährigen Kongress von Eurelectric, der Vereinigung der europäischen Energiewirtschaft, am Montag und Dienstag in Ljubljana diskutiert. Österreich spielt wegen der geografischen Lage inmitten der Alpen eine Sonderrolle.

Lange Zeit waren Pumpspeicherkraftwerke sehr rentabel, denn die Preisdifferenz zwischen billigem Nachtstrom und teurem Spitzenlaststrom, Spread genannt, lag vor einigen Jahren bei etwa 40 Euro je Megawattstunde (MWh), zum Teil sogar darüber. Damit konnten die Betreiber Kredite abzahlen, Betriebskosten decken und einen schönen Profit einfahren. Doch das hat sich gründlich geändert.

Geschäftsmodell unter Druck

Das Geschäftsmodell steht von verschiedenen Seiten unter Druck. Der hohe Zuwachs an Solar- und Windkraftanlagen hat dazu geführt, dass die Verbrauchsspitze zu Mittag inzwischen überwiegend mit erneuerbaren Energien gedeckt wird, der Preis steigt nicht mehr. Pumpspeicherkraftwerke werden zwar im Winter und an verregneten Sommertagen weiter benötigt, die Zahl der Tage, an denen sie Geld verdienen können, hat aber deutlich abgenommen.

"Der Spread liegt jetzt bei zehn bis 15 Euro die Megawattstunde", sagte der technische Vorstand der Verbund-Tochter Hydro Power AG, Karl Heinz Gruber, dem STANDARD. "Dazu kommt, dass wir im Gegensatz zu anderen Ländern doppelt belastet werden: Als Entnehmer von Strom und als Erzeuger." Die Belastung mache größenordnungsmäßig fünf bis sechs Euro je MWh aus. "Die Wirtschaftlichkeit ist nur dadurch gegeben, dass wir ein breites Portfolio haben, große Speicher, natürliche Zuflüsse, und dass alles untereinander verbunden ist. Eine Einzelanlage würde sich derzeit kaum rechnen." Das ist auch der Grund, warum viele Projekte auf dem Papier geblieben sind, Investoren haben kalte Füße bekommen.

In ganz Europa sind Speicher mit einer Turbinenkapazität von etwa 47.000 Megawatt (MW) in Betrieb, zwei Drittel davon mit Pumpleistung. Österreich schafft knapp 8.500 MW; davon entfallen 4..500 MW auf Pumpkraftwerke, die bei niedrigem Strompreis Wasser nach oben pumpen und bei hohem Strompreis Wasser über die Turbine schießen lassen und Strom produzieren. Um bei zunehmender Menge an erneuerbaren Energien für Zeiten der Dunkelflaute gerüstet zu sein, müssen im selben Ausmaß Reserven vorgehalten werden, die genutzt werden können, wenn weder die Sonne scheint noch der Wind weht.

Hoffen auf das neue Gesetz

Die E-Wirtschaft setzt jetzt Hoffnungen in das neue Energiegesetz. Dieses soll das bisherige Ökostromgesetz ersetzen. Eine Ausklammerung von den Netzgebühren wäre ein erster, guter Schritt, sagte Leonhard Schitter, Chef der Salzburg AG und Präsident des Interessenverbands Österreichs Energie. Ein CO2-Mindestpreis auf europäischer Ebene würde ebenfalls helfen.

Eines von wenigen Pumpspeicherkraftwerken, die demnächst ans Netz gehen, ist das der Vorarlberger Illwerke am Vermuntsee im Montafon. "Die erste Maschine werfen wir im Juli an, die zweite Ende des Jahres", sagte Illwerke-Prokurist Peter Matt. Auch dort sei für die Wirtschaftlichkeit entscheidend, dass es einen Verbund mit der Illwerke-Kraftwerksgruppe gebe.

Auch die Salzburg AG hat seit längerem ein Projekt laufen. Um 30 Millionen Euro wird aus dem bestehenden Speicherkraftwerk Dießbach ein Pumpspeicherkraftwerk. Der Betriebsstart soll im Herbst erfolgen. Oesterreichs Energie will noch heuer eine Studie in Auftrag geben, die herausfinden soll, wie viel an zusätzlicher Speicherkapazität theoretisch noch dazugebaut werden könnte. Die Potenzialerhebung soll 2019 vorliegen. "Wenn sich an den Rahmenbedingungen nichts ändert, bleibt das Potenzial auch weiterhin theoretisch", sagte Schitter. (Günther Strobl, 6.6.2018)