Nicht nur Reisende halten sich am Wiener Hauptbahnhof auf. Auch obdachlose Menschen nutzen die Halle für Nächtigungen.

Foto: Ayham Youssef

Wien – Ab 2. Mai schließt die ÖBB nachts für zweieinhalb Stunden den Wiener Hauptbahnhof. Dauerhaft, wie Bahn-Sprecher Roman Hahslinger dem STANDARD bestätigte. Zwischen 1.30 und 4 Uhr früh werden die Eingänge versperrt, um "Reinigungs- und Instandhaltungsarbeiten" durchzuführen. "Geputzt wird sowieso jede Nacht, aber auch Lampen müssen beispielsweise immer wieder ausgetauscht werden. Das ist wesentlich einfacher, wenn sich niemand am Bahnhof aufhält", sagt Hahslinger.

Zehntausende Passagiere halten sich täglich am größten Bahnhof Österreichs auf. In der "Bahnhof City" befinden sich rund 90 Geschäfte und Lokale – viele bis spätabends geöffnet. Aber gerade in den Sommermonaten, wenn die zusätzlichen Plätze des Winterpakets wieder gestrichen werden, halten sich auch viele obdachlose Menschen am Bahnhof auf.

Zusammenarbeit mit Sozialorganisationen

"Wir haben mit den Sozialorganisationen begleitende Maßnahmen besprochen", sagt Hahslinger. So haben bereits seit einigen Wochen Sozialarbeiter die Menschen über die nächtliche Sperre informiert und Möglichkeiten zur Übernachtung aufgezeigt. Auch Flugblätter in verschiedenen Sprachen seien bereits verteilt worden, so Hahslinger.

"Die Zusammenarbeit mit der ÖBB und dem Sicherheitspersonal am Hauptbahnhof hat in den vergangenen Jahren sehr gut funktioniert", erklärt auch die Wiener Caritas auf STANDARD-Anfrage. Bahnhöfe seien "meist mehr als Drehscheiben für Pendler und Reisende". Sie seien auch oft Orte, "an denen Armut sichtbar wird".

Zusätzliche Notquartierplätze

Die ÖBB habe dem Rechnung getragen, so konnte die Caritas in unmittelbarer Nähe am Wiedner Gürtel ein Tageszentrum für obdachlose Menschen eröffnen. Zudem macht der Suppenbus der Caritas jeden Abend vor Ort Halt, und Freiwillige verteilen warme Suppe an obdachlose Menschen. "Caritas-Streetworker sind abends im Auftrag der ÖBB vor Ort im Einsatz, um Betroffene in Notquartiere zu bringen", berichtet Caritas-Sprecher Martin Gantner. "Entscheidend wird aus unserer Sicht sein, ob es genügend Notquartierplätze auch in den Sommermonaten gibt, die die Betroffenen aufsuchen können."

Hier seien aus Sicht der Caritas "zusätzliche Notquartierplätze für sogenannte nicht anspruchsberechtigte Menschen" auch in den Sommermonaten sinnvoll. "Gerade auch dann, wenn es für die Betroffenen schwieriger wird, sich im öffentlichen Raum aufhalten zu können."

Kein Problem für Nacht-U-Bahn

Laut ÖBB ist der Hauptbahnhof der letzte große Bahnhof in Wien, der noch in der Nacht durchgehend geöffnet hatte. Für Nutzer der Nacht-U-Bahn, die am Bahnhof stoppt, sollten sich jedoch keine Probleme ergeben, da es eigene Ausgänge der U1 gibt. (Oona Kroisleitner, 1.5.2018)