Die Bestände des Braunkehlchens sind in Deutschland und Österreich in den vergangenen Jahren dramatisch zurückgegangen. Einfache Schutzmaßnahmen in der Landwirtschaft könnten den kleinen Vogel retten.

Foto: APA/BirdLife Österreich/Harald Pfleger

Berlin – In der ökologischen Landwirtschaft reichen einer Untersuchung zufolge bereits einfache Schutzmaßnahmen aus, damit mehr Küken des stark gefährdeten Braunkehlchens überleben. Kleinflächige Zonen am Feldrand, die in der Brutzeit von April bis Mitte Juni ungemäht blieben, erhöhten den Bruterfolg der Vögel auf fast das Doppelte, berichtete die Umweltschutzorganisation WWF in Berlin.

Die bodenbrütenden Singvögel sind vor allem beim Mähen der Wiesen gefährdet, aber auch durch Beweidung am Nistplatz. Das Braunkehlchen gilt in Deutschland als stark gefährdet. Laut Bundesamt für Naturschutz nahm der Bestand des Singvogels zwischen 1990 und 2013 um 63 Prozent ab. In Österreich ist die Situation der Braunkehlchen noch dramatischer: Die Vogelschutzorganisation BirdLife berichtet, dass die Population seit den 1970er-Jahren um 80 Prozent zurückgegangen ist. Nur mehr wenige Tausend Brutpaare leben hier in freier Wildbahn.

Verdoppelter Bruterfolg

In mehreren deutschen Biobetrieben gelang es nun laut der Untersuchung, den Bruterfolg fast zu verdoppeln. "Wir haben einen Rettungsanker für stark gefährdete Vogelarten gefunden – Ökolandbau ist die Basis für aktiven Vogelschutz, und mit kleinen Extras lässt sich ganz viel für die Tiere erreichen", erklärte Markus Wolter vom WWF in Deutschland.

Die acht am Untersuchungsprojekt "Landwirtschaft für Artenvielfalt" beteiligten Ökobetriebe in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg bewirtschaften ihre Flächen den Umweltschützern zufolge ohne Einsatz von chemisch-synthetischen Pestiziden und Mineraldünger. Das Grünland wird von Mutterkühen und ihren Kälbern beweidet. Dadurch gibt es eine hohe Artenvielfalt von Pflanzen und Insekten, was wiederum viele Vögel anlockt, die sich und ihren Nachwuchs von den Insekten ernähren.

Kaum Ernteausfälle

Da die meisten Maßnahmeflächen klein seien und am Feldrand lägen, sei der Ernteausfall der Landwirte in der Regel gering, hieß es. Laut WWF ist die herkömmliche Landwirtschaft mit einem Anteil von über 50 Prozent der größte Flächennutzer in Deutschland. Sie sei wegen des hohen Pestizid- und Mineraldüngereinsatzes und des Verlusts an Lebensräumen hauptverantwortlich für die Zerstörung der Artenvielfalt: Mittlerweile stehen laut WWF drei Viertel der im Offenland brütenden Vogelarten auf der Liste bedrohter Arten. (APA, red, 17.2.2018)