Bildungsminister Heinz Faßmann will in den kommenden Wochen die Budgetfragen klären.

Foto: cremer

Wien – Schüler, die nach der erfolgreichen Absolvierung einer Deutschförderklasse in den Regelunterricht wechseln, sollen künftig nicht wie bisher automatisch, sondern nur mehr "in begründeten Fällen beziehungsweise Ausnahmen" in die nächste Schulstufe aufsteigen dürfen. Das sieht die am Mittwoch im Ministerrat beschlossene Punktation zu Deutschförderklassen vor.

"Dadurch sollen das Auf- und Nachholen des in den Lehrplänen vorgesehenen Lernstoffes und ein entsprechender Lernfortschritt sichergestellt werden", heißt es weiter. Wer also etwa in der ersten Schulstufe eine Deutschförderklasse erfolgreich absolviert, steigt anschließend nicht in die zweite Klasse auf, sondern muss zunächst das reguläre erste Schuljahr wiederholen. Die Zahl der Klassenwiederholungen dürfte also deutlich steigen, wie man im Bildungsministerium einräumt. Derzeit werden Schüler mit Sprachdefiziten maximal zwei Jahre lang als außerordentliche Schüler geführt, können dafür aber nicht sitzenbleiben.

Lehrergewerkschaft zufrieden

Die Lehrergewerkschaft hält das von Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) vorgelegte Konzept für "grundvernünftig". Dieses enthalte einen "vernünftigen Mix aus sozialer Integration und sinnvoller Differenzierung", so der Vorsitzende der AHS-Gewerkschaft, Herbert Weiß, in einer Aussendung.

"Viel zu lange wurde das Problem der sprachlichen Integration von den bildungspolitischen Verantwortungsträgern vernachlässigt und die Lehrerinnen und Lehrer sehr oft alleingelassen", meinte der Vorsitzende der Pflichtschullehrergewerkschaft und der Arge Lehrer/innen in der GÖD, Paul Kimberger. Vorschusslorbeeren gab es für den neuen Minister: Dieser zeige "gleich zu Beginn seiner Amtszeit Realitätssinn und Verständnis für pädagogische Notwendigkeiten".

Standardisierter Test

Durch das am Mittwoch im Ministerrat beschlossene Modell sollen zunächst alle Kinder, denen bei der Schuleinschreibung Deutschmängel attestiert werden, einem einheitlichen standardisierten Test unterzogen werden. Ergibt dieser, dass dem Unterricht nicht ausreichend gefolgt werden kann, wird das Kind als sogenannter außerordentlicher Schüler eingestuft und kommt in eine eigene Deutschförderklasse.

Dort wird dann in 15 (Grundschule) beziehungsweise 20 Wochenstunden (Sekundarstufe I) nach eigenem Lehrplan Deutsch unterrichtet – für Gegenstände wie Zeichnen, Musik oder Turnen werden die Kinder dann aber altersgemäß den normalen Regelklassen zugeteilt. Aktuell werden in den Sprachstartgruppen maximal elf Wochenstunden Deutsch angeboten, in der Praxis oft weniger.

Deutsch als Schulreifekriterium

Nach jedem Semester soll künftig nach einem österreichweit einheitlichen Test überprüft werden, ob die Kinder dem Regelunterricht mittlerweile ausreichend folgen können. Ist dies der Fall, können sie unmittelbar in die Regelklassen wechseln. Ansonsten bleiben sie maximal vier Semester in der Deutschförderklasse. Nach dem Wechsel in die Regelklasse erhalten sie außerdem noch sechs Stunden pro Woche parallel zum Unterricht Förderung in einem Deutschförderkurs. Flankierend werden Deutschkenntnisse explizit als Schulreifekriterium verankert.

Laut dem Ministerratsbeschluss ist auch geplant, "eigene Modelle der verbindlichen und strukturierten Sprachförderung in den Sommermonaten" zu entwickeln. Details dazu gibt es allerdings noch nicht. Im Bildungsministerium wird damit gerechnet, dass ein erster Gesetzesentwurf in den kommenden zwei Wochen vorgestellt werden kann. Dann soll auch die Frage geklärt sein, wie viel zusätzliche Mittel bereitgestellt werden. Bis jetzt hat Bildungsminister Faßmann darauf keine Antwort gegeben. (APA, go, 24.1.2017)