Mit interessanten Besetzungen ist in diesen Tagen zu rechnen, kulturell wie medial. Gerhard Zeiler (ORF, RTL, nun Turner) zum Beispiel in einer Doppelrolle in Wien – und eher nicht in München. Für das globale Mehrfachserienprojekt von Ex-Burgtheater-Chef Matthias* Hartmann in einer Gemeinschaftsfirma von Red Bull und Beta Film gab die Wettbewerbsbehörde den Weg frei. Auf den Weg weg von Addendum macht sich der nächste Journalist. Niko Pelinka und Rudi Kobza rösten künftig Kaffee. Und auch sonst bewegt sich einiges. Willkommen in der neuen Woche, willkommen in der Etat-Wochenschau, einem ziemlich subjektiven Vorschauformat mit zunächst einigen – hoffentlich inzwischen durchwegs bereinigten – Fehlern. Die meisten stammten von mir.

1. Dreieinhalb ORF-Generäle

In acht Tagen, am 30. Jänner, hat der ehemalige ORF- und RTL-Boss und nunmehrige Turner-International-Chef Gerhard Zeiler einiges zu tun im BMW-Showroom in Wien-Heiligenstadt. Er wird gleich zwei große Lobreden halten, wenn das Magazin "Der österreichische Journalist" dort die von Branchenkollegen bestimmten "Journalisten des Jahres" auszeichnet und den "Medienmanager des Jahres".

Zeiler lobt an diesem Abend einmal ausführlicher jenen Mann, von dem er glaubt, "er könnte ein fantastistischer ORF-Generaldirektor sein": Das sagte Zeiler in meinem STANDARD-Porträt des "hartnäckigen Mister Privatfernsehen" Markus Breitenecker vor knapp einem Jahr. Da schickte sich der Endvierziger gerade an, zu ProSiebenSat1Puls4 auch noch ATV zu übernehmen. Nun nimmt sich Breitenecker den ORF vor, 2018 wohl noch einmal mit einem größeren, grundsätzlichen Konzept und seinen Ideen für eine sehr weit reichende digitale Plattform von ORF und Privaten, die der neue Medienminister Gernot Blümel im STANDARD-Interview schon visionär und anstrebenswert nannte.

Zeiler hält an dem Dienstagabend im BMW-Showroom auch noch eine Laudatio auf einen, der tatsächlich ORF-General war: Thaddäus Podgorski, von 1986 bis 1990 Chef des ORF. Podgorski hatte einen ORF-Generalsekretär, der den Laden sehr ordentlich geschupft haben soll: Gerhard Zeiler, damals Expressesprecher von Unterrichtsminister und Kanzler Fred Sinowatz und kurz auch seines Nachfolgers Franz Vranitzky. Als Gerd Bacher 1990 ein letztes Mal an die Spitze des ORF zurückkehrte, ging Zeiler zu den Privatsendern Tele 5 und RTL 2 und wurde 1994 selbst ORF-General.

Wenn nun auch noch der amtierende ORF-Chef Alexander Wrabetz im BMW-Showroom vorbeischaut, mit dem ihn ohnehin auch sein relativ neuer Dienstwagen verbindet, zum Beispiel um eine Laudatio auf die ausgezeichnete ORF-Information zu halten, dann kämen zumindest dreieinhalb ORF-Generäle in dieser nicht ganz so schönen Gegend von Wien-Döbling zusammen. Schade, dass ich nicht dabei sein kann.

Update, weil ich gefragt wurde: Markus Breitenecker hat auch einen Dienstwagen. Gesichtet wurde er mit einem Audi Q5.

2. Wo der Fernsehgott nicht wohnt

Wenn es stimmt, was Reuters vor dem Wochenende von Konzerninsidern berichtete, dann geht sich eine dritte und neue Rolle für Gerhard Zeiler eher nicht aus: Es sieht so aus, als rückte Rechtsvorstand Conrad Albert (50) nach, wenn sich ProSiebenSat1-Vorstandschef Thomas Ebeling endgültig in ein paar Wochen von seinem "ein bisschen fettleibigen und ein bisschen armen" Publikum verabschiedet. Zeiler wurde schon für den Job gehandelt.

3. Türkiser General

Mit dem neuen ÖVP-Generalsekretär Karl Nehammer könnte sich langsam klären, wer Mediensprecher der Volkspartei wird. Mit dem bisherigen, Gernot Blümel, stellt die ÖVP aber ohnehin den neuen Medienminister.

Bei der FPÖ war's bisher Neo-Innenminister Herbert Kickl. Update: Bei den Freiheitlichen Nationalratsabgeordneter Hans-Jörg Jenewein den Fachbereich übernommen. Er war schon in der Medien-Verhandlergruppe für das Regierungsprogramm.

Weiterhin gilt: Die neue Regierung wird wohl in der nächsten Zeit ihre neun ORF-Stiftungsräte entsenden, ebenso die Parteien im Nationalrat ihre sechs.

4. Niederösterreich hat gewählt

Wo wir schon bei der Politik sind (und bei zunächst falschen Angaben). 153.000 Menschen ** verfolgten laut ORF am Sonntagvormittag in ORF 2 die Konfrontation der Spitzenkandidaten zur Niederösterreich-Wahl. Marktanteil: neun Prozent. Gegen Herren-Slalom in Kitzbühel und Damen-SuperG in Cortina d'Ampezzo. (Und Es waren nicht, wie ich auf der.orf.at zunächst fand, 112.000 und sechs Prozent, endlich ein Fehler* in der Wochenschau, der nicht von mir stammt)

Puls 4 und Schau TV hatten die Spitzenkandidaten schon eine Woche zuvor, halb solange, im Vorabend um 18 Uhr. Im Schnitt waren 70.000 Menschen auf Puls 4 dabei, Marktanteil drei Prozent; für Schau TV gibt es keine Sendungsprotokolle, in der Zeitzone 18 bis 18.45 Uhr konnte der Teletest keine Zuschauer ausmachen: ausgewiesene Reichweite in Tausend 0, Marktanteil 0,02 Prozent.

In ORF 2 übernahm die sogenannte Elefantenrunde am Sonntag die Sendeplätze von "Pressestunde" und "Hohes Haus". Die kamen eine Woche zuvor im Teletest auf 112.000 (mit Wifo-Chef Christoph Badelt in der "Pressestunde") und 133.000 Zuschauer im Schnitt, Marktanteil acht und neun Prozent.

Niederösterreich-Elefantenrunde, moderiert von Robert Ziegler und Claudia Schubert.
Foto: Screenshot ORF TVthek

Und wo wir schon bei Besetzungsfragen waren: Die Vorwahldebatte im ORF moderierten ORF-Niederösterreich-Chefredakteur Robert Ziegler und "Niederösterreich heute"-Moderatorin Claudia Schubert. Meine Langfristprognose: ORF-Landesdirektor Norbert Gollinger wird 2021 65. Wenn Robert Ziegler nicht doch noch einmal in die Wiener ORF-Zentrale kommt, ist die Funktion wohl eine realistische Perspektive für ihn.

Der Niederösterreich-Wahl verdanke ich aber vor allem eine interessante Perspektive auf die Kommunikation der SPÖ – dieses Sujet aus der Spaß-Kampagne von Spitzenkandidat Franz Schnabl kannte ich bisher nicht. Leider, möchte ich anfügen.

Christian Kern und Franz Schnabl werben so für die SPÖ Niederösterreich.
Foto: fid, Sujet SPÖ Niederösterreich

5. Wer "Addendum" fehlt

Das erste Update zur vorwöchigen Übersicht, wer bei "Addendum" nach ein paar Monaten schon wieder fehlt: Auch Claudia Grünwald verabschiedet sich aus dem Videoteam von Dietrich Mateschitz' Quo Veritas Privatstiftung/Redaktionsgesellschaft. Mit Ende Jänner geht etwa Video-Chef Alexander Millecker*, wie Etat-Wochenschau-Leserinnen und -User längst wissen.

6. Hartmanns neuer Red-Bull-Job

Dafür hat Matthias* Hartmanns neuer Job für Mateschitz und Mojto nun eine wesentliche Hürde zur Realisierung genommen. Der ehemaliger Burgtheaterdirektor und zeitweilige Servus-TV-Programmdirektor soll ja in einer gemeinsamen Produktionsgesellschaft von Red Bull und Jan Mojtos Münchner Beta Film kreuz und quer über den Globus mehrere in einander verwobener und doch auch getrennt vermarktbarer Serien drehen.

Das kennen Sie auch schon aus der Wochenschau, ich weiß. Aber nun haben Wettbewerbsbehörde und Bundeskartellanwalt das Joint Venture des Dosenriesen und des Großproduzenten formell abgenickt. Es gab ohnehin keine Einwände von Mitbewerbern. Seit 17. Jänner also dürfen Mateschitz und Mojto gemeinsam gründen.

7. Kobza und Pelinka, röstfrisch

Rudi Kobza und Niko Pelinka haben schon die eine oder andere gemeinsame Firma und Mittwoch präsentieren sie die nächste, röstfrisch sozusagen. Um 11.30 erklären sie im Cafe Englänger zusammen mit ihren Mitgesellschaftern Niclas Schmiedmaier und Valentin Siglreithmaier ihre gemeinsame "neue, moderne Kaffeemarke" (so die Einladung).

Schmiedmaier ist laut Firmenbuch Hälfteeigentümer und Geschäftsführer der Bauplanungs- und -überwachungsfirma cbs-con. Siglreithmaier ist Barista. Beide halten 25 Prozent an der m2 Kaffeemanufaktur und Vertriebsges.m.b.H.. Die Agentur Kobza and the Hungry Eyes hält die übrigen 50, sie gehört wiederum zu 80 Prozent der Kobza Media und zu 20 Prozent Pelinka. Kobza ist auch bei der m2 als Geschäftsführer eingetragen, zusammen mit Schmiedmaier und Siglreithmaier.

Eine Marke mit "Maier" würde sich aufdrängen (Siglreithmaier wird mit "aka 'Maier'" angekündigt). Mittwoch wissen wir mehr. Hier noch ein kleiner Ausschnitt aus der Einladung als Vorgeschmack. Die Hintergrundfarbe finden Etat-User womöglich ganz vertraut:

Aus der Einladung der m2 Kaffeemanufaktur zur Präsentation ihrer Kaffeemarke am Mittwoch.

Serviert wird am Mittwoch "Kaffee à la Giraffe". Schade, dass ich nicht dabei sein kann.

8. Hört die Signale

Am Donnerstag um 12 Uhr werden die Ergebnisse des neuesten Radiotests veröffentlicht – also Hörerzahlen, Reichweiten, Marktanteile. Es braucht nicht sehr viel Mut für die Prognose: bundesweit rund 70 Prozent Marktanteil bei Hörerinnen und Hörern ab zehn Jahren und rund 60 Prozent bei jenen zwischen 14 bis 49 Jahren für die ORF-Radios. Aber: schauen wir mal, was der Donnerstag bringt.

9. Bundesligarechte

Zeitgleich präsentiert Sky-CEO Carsten Schmidt am Donnerstag seine "Programmhighlights" 2018 in München. Vielleicht weiß Sky ja bis dahin, wo die geplante Highlightshow und wo die letzten vier Free-TV-Spiele der österreichischen Bundesliga ab der Saison 2018/19 laufen werden. Bei den Free-TV-Spielen könnte es in Richtung A1 TV gehen, höre ich – aber von der Erwartung wissen Sie als eifrige /Etat-Leser und -Leserinnen ohnehin schon seit Freitag.

Kommen Sie gut in die Woche. (Harald Fidler, 22.1.2018)