HC Strache findet die Recherche "mehr als geschmacklos".

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Von Vizekanzler und Sportminister Heinz-Christian Strache abwärts zeitigten die unter "Der Akt Toni Sailer" subsumierten Berichte der Recherchegemeinschaft aus "Dossier", Ö1 und STANDARD öffentliche Reaktionen – vorwiegend negative.

Der FPÖ-Bundesparteiobmann verurteilte Donnerstagmittag via Aussendung "entschieden die miese Kampagne gegen das Andenken der österreichischen Skilegende Toni Sailer". Dieses "letztklassige Vorgehen" sei "mehr als geschmacklos" und zudem auch noch pietätlos, da sich weder Toni Sailer noch Rudolf Kirchschläger noch Bruno Kreisky heute mehr gegen die haltlosen Vorwürfe wehren könnten.

Das Verfahren sei damals eingestellt worden. Strache bezog sich also auch auf die Interventionen, die schließlich dazu beitrugen, dass Sailer nie angeklagt wurde. Der Vizekanzler hinkte ein wenig seinem Tiroler Statthalter Markus Abwerzger hinterher, der aber auch in nur rund einem Monat eine Landtagswahl zu schlagen hat. Abwerzger ortete in seiner Aussendung "mediale Angriffe" gegen Sailer, die eine "Riesensauerei" seien. Man versuche "hier wohl wieder – auf dem Rücken eines Toten und seiner Familie – Schlagzeilen zu machen".

Der 42-Jährige vermutet auch eine Kampagne gegen die Weltcuprennen in Kitzbühel. Er werde Toni Sailer als das in Erinnerung behalten, "was er war, eine Legende des Sports". Andere Legenden des Sports versammelte die Kronen Zeitung, die am Mittwoch schon in ihrer Onlineausgabe gegen die Veröffentlichungen mittels Kommentar des Sportchefs gewettert hatte. Schlagerstar Hansi Hinterseer, 1974 Dritter des Slaloms, vor dem sich die Vorfälle um Sailer in Zakopane abgespielt hatten, ist "grundsätzlich der Meinung, dass man Tote ruhen lassen soll".

Gewährsfrau Moser-Pröll

Die zweimalige Olympionikin Michaela Dorfmeister hält es nicht für angebracht, "so ein Idol derart zu beschmutzen". Jahrhundertsportlerin Annemarie Moser-Pröll, schon nach dem Erfahrungsbericht von Nicola Werdenigg eine der Hauptgewährsfrauen der "Kronen Zeitung" dafür, dass nicht sein kann, was nicht sein darf, "weiß zwar nicht", was damals in Zakopane passiert sei, findet es aber "beschämend, einen Toten nach so langer Zeit anzuschwärzen".

Für Sailers Nachfolger Karl Schranz ist "das alles ein Wahnsinn, weil sich der Beschuldigte nicht mehr wehren kann". Stephan Eberharter, ebenfalls Olympionike, widerstrebt "dieser ganze Generalverdacht", den diese Debatte nach sich ziehe, "zutiefst".

In der Zeitung "Österreich" räumt Olympiasieger Franz Klammer ein, "dass "Toni sicher kein Kind von Traurigkeit" gewesen sei, plädiert aber "im Zweifel für den Angeklagten" und glaubt, "dass er diese Sachen nicht gemacht hat".

Wurscht

Einem Kolumnisten der "Kronen Zeitung" ist es wiederum "komplett wurscht", was da "vor 44 Jahren in einem schmuddeligen Hotelzimmer einer polnischen Prostituierten, Pardon: einer Nebenerwerbs-Prostituierten, widerfuhr".

Dem TV-Sender Puls 4 war wurscht, dass die Recherchegemeinschaft im "Akt Toni Sailer" dem österreichischen Jahrhundertsportler eben nicht der Vergewaltigung bezichtigt hatte. Dennoch wurde mit genau diesem Wortlaut ein Beitrag der Sendung Café Puls anmoderiert.

Experten am Zentrum für Sportwissenschaften der Universität Wien lobten dagegen die "qualitätsvolle Recherche" zum "Akt Toni Sailer". (lü, 18.1.2018)