Gemeinsame Mahlzeiten haben viele Vorteile.

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Kinder, die regelmäßig gemeinsam und nicht im Alleingang essen, haben ein niedrigeres Risiko für Übergewicht. Durch Familienmahlzeiten entwickeln Kinder ein gesundes Gefühl für Portionsgrößen, stehen satt vom Tisch auf und essen zwischendurch weniger. Zudem kommen sie im Familienkreis wiederholt mit gesundem Essen in Kontakt und probieren Speisen aus, die ihnen auf Anhieb vielleicht nicht schmecken.

Zu diesem Schluss kommt eine jüngst veröffentlichte Metaanalyse von Wissenschafterinnen des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung in Berlin und der Universität Mannheim. Dabei spielte es keine Rolle, in welchem Land die Studie durchgeführt wurde oder wie alt die Kinder waren. Auch machte es keinen Unterschied, ob zum Frühstück, zu Mittag oder am Abend gemeinsam gegessen wurde und ob nur ein Elternteil oder die ganze Familie mit am Tisch saß.

Vorbildfunktion der Eltern

"Die Kindheit bietet ein einzigartiges Zeitfenster, um schädlichen Gesundheits- und Essgewohnheiten entgegenzuwirken. Eltern werden auch als sogenannte 'Gatekeeper', also als 'Türsteher' der Ernährung bezeichnet. Sie haben einen maßgeblichen Einfluss darauf, was, wie und wie viel Kinder essen. Familienmahlzeiten bieten eine vielfältige Lernumgebung, um eine gesunde Ernährungsweise bei Kindern zu fördern", sagt Mattea Dallacker. Sie forscht am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung zu den sozialen Einflussfaktoren auf das Essverhalten und das Körpergewicht.

Familienmahlzeiten führen aber unter bestimmten Umständen nicht zwangsläufig zu einer gesünderen Ernährung. Die Ursachen und Mechanismen, die hinter der Beziehung zwischen häufigen Familienmahlzeiten und besseren Ernährungsweisen stehen, müssen noch verstanden werden, räumen die Wissenschafterinnen ein. "Die derzeitige Forschung deutet darauf hin, dass bei gemeinsamen Mahlzeiten nicht nur die Qualität des Essens, sondern auch psychologische Aspekte und Verhaltensaspekte wichtig sind. Zum Beispiel könnten Mahlzeitroutinen wie etwa eine gute Mahlzeitatmosphäre oder ein positives elterliches Rollenvorbild die Ernährungsweise von Kindern verbessern", sagt Jutta Mata von der Universität Mannheim.

Lehrer als Role-Models

Im Rahmen einer Metaanalyse wertete das Forscherteam 57 Studien mit weltweit über 200.000 Probanden aus. In die Analyse gingen Studien ein, die sich mit dem Zusammenhang von Familienmahlzeiten und dem Ernährungszustand von Kindern beschäftigen – gemessen am Body Mass Index (BMI), den Portionen an Obst und Gemüse pro Tag sowie dem Konsum von gesüßten Getränken, Fastfood oder salzigen Snacks. Auch der Einfluss von Faktoren wie Alter, sozioökonomischer Status sowie Art der Familienmahlzeit und Anzahl der bei einer Mahlzeit anwesenden Familienmitglieder wurde untersucht.

"Vor dem Hintergrund, dass zunehmend beide Elternteile berufstätig sind, werden regelmäßige Familienmahlzeiten für viele Familien zur täglichen Herausforderung. Im Hinblick auf eine moderne Gesellschaft sind daher auch erste wissenschaftliche Befunde wichtig, die zeigen, dass familienähnliche Mahlzeiten, zum Beispiel in der Schule, sich ebenfalls positiv auf die Ernährung von Kindern auswirken. So zeigt eine Studie, dass auch Lehrer ein positives Rollenmodell während gemeinsamer Mahlzeiten mit Schülern darstellen können", sagt Ralph Hertwig, Direktor am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung und Co-Autor der Studie. (chrit, 18.1.2017)