Wiener Polizeiball mit Innenminister Kickl. >>> Sendung zum Nachsehen auf tvthek.orf.at

Foto: tvthek.orf.at/screenshot

Die türkis-blaue Zeitenwende erreicht langsam, aber sicher auch das ORF-Puppentheater "Seitenblicke". Dort hat man in 30 Jahren des Bestehens zwar schon mit Charakterdarstellern wie Karl-Heinz Grasser und Peter Westenthaler gearbeitet, das Ensemble einer FPÖ, die es diesmal wirklich ernst meint, stellt das beliebte Sektkorkenformat aber vor ein Problem: Wo bleibt der Schmäh?

ORF

Versucht hat man es jüngst am 27. Polizeiball im Wiener Rathaus. Und tatsächlich schien zunächst alles seinen gewohnten Gang zu gehen. Da war die Wuchtel vom Polizeiball als "wahrscheinlich sicherstem Ort Österreichs", da war ein ver(w)irrter Künstler mit Straußenfedern auf dem Kopf, und da war der Gastgeber Michael Häupl, der seinen Dank an die Wiener Exekutive mit einer ihm selbst nicht ganz fernen Lebensformel beschloss: "Wer ordentlich arbeitet, der soll auch schön feiern!" Prost.

Eine Meinung dazu hätte sicherlich auch der blaue Vizekanzler Heinz-Christian Strache gehabt, der mit Freude zugange war. Für Festln bewaffneter Verbände – Paintballspiel, Jäger- und Burschenschafterball – hat der Pistolenbesitzer schließlich seit jeher ein Herz.

Befragt wurde aber nicht Strache, sondern Innenminister Herbert Kickl. Der ahnte bereits die gezielte Attacke des dekadenten Hautevolée-Fernsehens, in das er nie hineinwollte, und kippte sein Glas mit der Dringlichkeit einer Presseaussendung gegen Asylmissbrauch. Dann stellte er sich: "Ich habe eher zwei linke Füße, wenn es darum geht, sich auf dem Tanzparkett zu bewegen."

Die Pointe mit den zwei rechten Händen lag schon auf der Zunge, blieb aber unerwähnt. "Seitenblicke" sind dann doch anders als ein FPÖ-Wahlkampf. (Stefan Weiss, 16.1.2018)