Der Umgang mit der Vergangenheit macht den Behörden im Fall der ehemaligen Skihauptschule Neustift zu schaffen.

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Innsbruck – Jener Pädagoge, dem in den 1990er-Jahren sexuelle Übergriffe auf Schülerinnen der damaligen Skihauptschule Neustift vorgeworfen werden, ist wieder im Dienst. Der Fall sorgt für Aufsehen, weil die Anschuldigungen, die bereits in den 1990ern erhoben wurden, nie berufliche Konsequenzen für den Beschuldigten hatten. Im Gegenteil, er wurde später zum Direktor und vor wenigen Jahren sogar in die Schulaufsichtsbehörde des Landesschulrates (LSR) und somit in den Bundesdienst befördert.

Warum nun die Suspendierung nach dem erneuten Bekanntwerden der Vorwürfe wieder aufgehoben wurde, dazu erteilen der LSR und der Anwalt des Beschuldigten unterschiedliche Auskünfte. Die Aufhebung durch die Disziplinarkommission des Bildungsministeriums sei aus "formale Gründen, ohne inhaltliche Wertung" passiert, so der LSR. Weil der Mann zum Zeitpunkt der vorgeworfenen Taten im Landesdienst tätig war und heute eben im Bundesdienst ist, sei man nicht zuständig.

Dem widerspricht der Anwalt des Beschuldigten, Thomas Praxmarer. Die Suspendierung sei "ohne Wenn und Aber" aufgehoben. Wenn der LSR anderes behaupte, so sei dies "unlauter".

Konsequenzen noch unklar

Die Tiroler Bildungslandesrätin Beate Palfrader (ÖVP) verweist in dem Fall an die vom Land eingesetzte Kommission unter der Leitung der Richterin Andrea Wibmer-Stern. Die soll untersuchen, wie die gemeldeten Übergriffe unter den Tisch fallen konnten. Denn in den 1990ern wurde sogar der Kinderschutz eingeschaltet und in die Schule geholt. Dem Beschuldigten wurden damals Auflagen erteilt, wie etwa sich nicht mehr allein Mädchen zu nähern.

Wibmer-Stern bestätigt, dass sie untersuchen werde, warum die Anschuldigungen keine Folgen hatten. Allerdings bedarf es dazu juristischer Vorarbeiten bezüglich Datenschutzes, damit sie die betreffenden Unterlagen überhaupt vom Land erhalte. Dienstrechtliche Folgen werden ihre Ermittlungen aber nicht zeitigen, dafür ist die Kommission nicht zuständig.

Die Staatsanwaltschaft Innsbruck bestätigt, dass man in der Causa Neustift ermittle. Wenn diese Ermittlungen abgeschlossen sind, werde man den Fall neu bewerten, sagt der LSR zu möglichen Konsequenzen. Bis dahin bleibe der Mann im Innendienst. (ars, 16.1.2018)