Das STANDARD-Automobil-Team kürt wieder vier ganz persönliche Autos des Jahres. Auch 2017 kein Auswahlkriterium: politische Korrektheit. Man muss die Autos allerdings selbst gefahren haben.

Den Anfang macht Rudolf Skarics, der sich dem Trend der Begeisterung hingibt und sich für die Wahl erlaubt, Bescheidenheit hintanzustellen.

Andreas Stockinger rückt seinen Liebling gleich zu Beginn auf Platz drei und stellt ihm was geländegängiges voran, aber keinen SUV.

Michael Völker indes schöpft wieder aus dem Vollen und kennt keine Gnade oder finanzielle Limits.

Guido Gluschitsch rollt dann das Feld von hinten auf. Etwas umständlich, zugegeben, dafür macht er das gleich auf mehrere Arten.

Lagebesprechung mit unserem Grandseigneur Peter Urbanek (li.), der demnächst einen runden Geburtstag feiert – wir gratulieren ganz herzlich. Daneben Rudolf Skarics, dann unser Art-Direktor Armin Karner sowie Andreas Stockinger und Michael Völker. Guido Gluschitsch ist der Bursche hinter der Kamera, und bleibt Ihnen optisch erspart.

Foto: Guido Gluschitsch

Die Autos des Jahres von Rudolf Skarics

Das ideale Auto für umfassende Erfüllung möglichst vieler alltäglicher Bedürfnisse wäre wohl für die meisten ein Auto im Zuschnitt eines VW Golf (was sich auch seit Jahrzehnten in der Zulassungsstatistik niederschlägt) oder vielleicht noch eines Dreier-BMW, wenn man auf Limousinen abfährt, oder vielleicht ein Mercedes-C-Klasse-Kombi, wenn man Ausrüstungssportarten betreibt. Was die wunderbare Welt des sogenannten Fortschritts betrifft, müsste ich an dieser Stelle den neuen Audi A8 aufs Podest heben mit seinen zahllosen technologischen Errungenschaften bis hin zum teilautonomen Fahren, das aber vom Gesetz her eh noch nicht erlaubt ist.

Foto: Guido Gluschitsch

Allein solche Autos sind immer mehr zu Limousinen mit Chauffeuren geworden, die offenbar als Erste nun wegrationalisiert werden sollen, deshalb will ich mich in den allgemeinen Trend der Begeisterung einreihen und den Range Rover Velar zu meinem persönlichen Sieger küren, ein hochbeiniger Autobahngeländewagen mit so viel Platz wie ein großer Kombi. Außerdem: feine Ausführung im Inneren. Dies ist das Auto des Jahres, wenn Bescheidenheit nicht zum persönlichen Programm gehört.

Foto: Guido Gluschitsch

Wenn ich schon dabei bin, das Jahr 2017 zum Jahr der Sport Utility Vehicles zu küren, denn noch nie zuvor sind so viele Neuheiten von einer Fahrzeuggattung Schlag auf Schlag präsentiert worden, dann dürfen wohl auch Platz zwei und Platz drei dieser Gruppe zugehören. Das wären dann also der BMW X3 und der Hyundai Kona. BMW X3 deshalb, weil er nun schon seit 2003 in dritter Generation erschienen ist und einen ganz deutlichen Schritt in Richtung Noblesse gemacht hat, befreit von jeglicher rustikaler Zweckmäßigkeit, angereichert mit allem, wofür ein BMW dieser Tage steht.

Foto: Guido Gluschitsch

Der Hyundai Kona ist ein typischer Vertreter der kompakten SUVs, wobei er nicht einfach die höhergestellte Variante eines kompakten Modells ist, sondern eine eigene Konstruktion, in einer schlichteren Variante mit 120-PS-Dreizylinder und Frontantrieb und in einer Top-Version mit 177-PS-Vierzylinder und Doppelkupplungsautomatik und Allrad. Diesel gibt es keinen, dafür ist für die zweite Jahreshälfte gleich eine vollelektrische Version angesagt. (Rudolf Skarics)

Foto: Guido Gluschitsch

Die Autos des Jahres von Andreas Stockinger

Eigentlich stünde hier heuer ja der 2er als Nummer eins. Es handelt sich aber nur um ein Facelift, nicht um ein neues Auto. Ab auf den letzten Stockerlplatz also. Auch die Ersatznominierung ging eines Ranges verlustig: Platz zwei für Porsche Panamera. "Schon wieder ein Porsche", hätte es geheißen, außerdem haben wir noch einen Plug-in-Hybrid-Test auf Seite 11. Um Sie nicht länger auf die Folter zu spannen: Mein persönliches Auto des Jahres ist der Mercedes E All Terrain.

Foto: Andreas Stockinger

Denn, bei allen Vorzügen, die man für einen SUV ins Treffen führen mag, es kommt der Moment, da will man keinen mehr sehen. Der Kombi ist eine der letzten Bastionen gegen die Komplettübernahme des Automobils durch die SUVs, und auch wenn er nur in Mittel- und Westeuropa eine relevante Rolle spielt: Was für eine ästhetische Wohltat. An praktischem Talent steht der Kombi dem Pseudoabenteurer ebenfalls in nix nach. Im All-Terrain-Fall kann diese E-Klasse sogar ein bisserl abseits der Straßen spielen, die Niveauregulierung erlaubt zwischen 121 und 156 mm Bodenfreiheit. Und wer dem rustikalen Erscheinungsbild der SUVs auf den Leim geht: Auch dafür ist im E All Terrain gesorgt, der Abenteurertrimm besteht aus Elementen wie Planken an Flanken und Radkästen und Unterbodenschutz.

Foto: Andreas Stockinger

Damit zum Panamera. Es hätte auch der Audi A8 werden können – der Lexus LS nicht, dem fehlt doch noch was zur Augenhöhe mit den deutschen Flaggschiffen. Dem Hightechpaket A8, weltweit erstes Auto mit Autonomfahrlevel 3, hat der Porsche indes ein für mich entscheidendes Kriterium voraus: Er wirkt nicht emotional glattgelutscht. Bei Aussehen und im Fahrbetrieb ist der Panamera ein echter Porsche, auch deshalb erstaunlich, weil hier von 5,05 Meter Luxuslimousine die Rede ist. Und es gibt ihn neuerdings, anders als A8 und Konsorten, sogar als coupéartigen Kombi, als Sport Turismo. Lecker.

Foto: Guido Gluschitsch

Mit 4,45 m ist das 2er Coupé ein Eckhaus kompakter. Was mir an dem so taugt, ist der Umstand, dass er kompromisslos auf Fahrspaß getrimmt ist, ein Auto ganz nah am alten Markenkern. Vorn lenken, hinten antreiben, dazu idealerweise ein Dreiliterreihensechser, ein pures automobiles Lustobjekt!

Foto: Andreas Stockinger

Der E All Terrain kostet übrigens zwischen 62.430 und 75.300 Euro, der Panamera zwischen 105.005 und 202.556, und das 2er Coupé liegt zwischen 31.450 und 70.333 Euro. Beinahe schon leistbar. (Andreas Stockinger)

Foto: Guido Gluschitsch

Die Autos des Jahres von Michael Völker

Das automobile Understatement überlasse ich hier den klügeren und fescheren Kollegen, ich schöpfe aus dem Vollen, Bescheidenheit ist mir fremd. 2017 war ein großzügiges Jahr und bescherte uns fantastische Testfahrzeuge, die mich erjüngen und erschlanken ließen. Ich werfe mit großen Namen um mich: Porsche, Ferrari, Lamborghini. Das wirklich beste, wenn auch nicht spektakulärste Auto in diesem Jahr war der Porsche 911 GTS. Auch die gründlichste deutsche Perfektion bis hinein in die kleinsten Details schafft es nicht, diesem Wagen die Emotionalität auszutreiben. Dieses Cabrio ist so gemütlich und dabei so schnell und flink, dass das Fahren eine permanente Freude ist. Die Abstimmung von Motor, Getriebe, Fahrwerk und Lenkung ist so tiefgründig stimmig, dass man auch stärker motorisierten Supersportwagen locker um die Ohren fährt. Sechszylinder, drei Liter Hubraum, 450 PS, Allrad und ein Fetzendach. Das kann, bei solider Grundstimmung und wenn man keine anderen Sorgen hat, glücklich machen. Kostet 180.000 Euro.

Foto: Guido Gluschitsch

Zwei Zylinder mehr finden wir im Ferrari GTC 4 Lusso T vor, ein etwas komplizierter Name für einen Sportwagen, der auch Platz für die (kleine) Familie bietet. Es ist die schnellste Familienkutsche am Markt. Acht Zylinder, ein Turbolader, 610 PS, und hinten passt tatsächlich ein Kinderwagen rein. Schöner und schneller als in diesem Ferrari kann man seine Kinder nicht ausführen. Kostenpunkt: 290.000 Euro.

Die Dramaturgie verlangt es, jetzt noch einmal zwei Zylinder draufzulegen: An die dritte Stelle des Best of 2017 reihe ich den Lamborghini Huracán Spider. Eine Urgewalt von Auto, spektakulär im Auftritt, brachial im Antritt. Gewiss, das ist ein Fahrzeug für Leute, die nicht nur gerne unterwegs sind, sondern dabei auch auffallen wollen. Die Linie des Lambo ist extravagant, der Sound inferior. Leichtfertige Angeber seien aber vorgewarnt: Der Huracán erfordert vorsichtige und geübte Handhabung, die 610 PS des V10-Zylinders müssen gebändigt werden, bei juveniler Sturm-und-Drang-Ausübung gelangt man rasch einmal in den Grenzbereich. Dafür legt man 286.000 Euro hin. (Michael Völker)

Foto: Guido Gluschitsch

Die Autos des Jahres von Guido Gluschitsch

Klar, einem Autodeppen wie mir macht es schon eine sakrische Freud, einen fetten Lamborghini, einen schnittigen Ferrari oder einen superfeinen Aston Martin zu fahren. Aber da geht es mehr darum, dass man sich halt schon ein bisserl geschmeichelt fühlt, wenn man sich einredet, dass die Leut nicht dem Auto, sondern einem selbst nachschauen.

Weil mich aber solche Autos in Wirklichkeit weder zu einem attraktiveren noch zu einem begehrenswerteren Menschen machen, bin ich ehrlich gestanden auch jedes Mal heilfroh, wenn ich so einen Boliden wieder zurückgeben darf. Denn die Autos jenseits der 100.000 Euro kosten mich schlaflose Nächte, wenn sie in meiner Obhut sind. Wenn da was hin wird. Frage nicht.

Foto: Guido Gluschitsch

Darum: kein Hypersportler fürs Podesterl. Ein SUV hat dort sowieso nix verloren. Ein Frontantrieb, selbst wenn er sich als Zuschalt-Allrad verkleidet, hat auch nix auf dem Stockerl zu suchen. Und ja, ich mach mir wegen dieses schnöden Rankings das ganze Jahr über ständig meine Gedanken.

Foto: Guido Gluschitsch

Damit ich richtig grantig bin, wenn ich ein Testauto zurückgeben muss, braucht es einen Benzinmotor, im besten Fall einen Sauger, einen Hinterradantrieb, im besten Fall mit einer Sperre, ein Fahrwerk, das im besten Fall jedes Steinchen auf der Straße verpetzt, und eine Lenkung, die im besten Fall mehr an ein Messer erinnert als an ein Ruder.

Foto: Guido Gluschitsch

Computer-Konnektivitäts- und Assistenzschmafu gehen mir hingegen am Allerwertesten vorbei. Wie auch ob die Haptik von einem Heberl im Beifahrerfußraum gut zu meinem Pfötchen passt. Das Auto muss gut in der Hand liegen und mit dem gebotenen Wahnsinn, der einem Petrolhead eigen ist, zu finanzieren sein. Also schon sauteuer, aber im Rahmen.

Foto: Daimler

Am zwidersten war ich, als ich den Mustang zurückgeben musste. Wir waren auf Schnee auf der Autobahn unterwegs und können euch Geschichten erzählen ... Ehrlicher V8-Sauger, 421 PS, Hinterradantrieb, rund 60.000 Euro. Platz eins.

Foto: Guido Gluschitsch

Nicht gern hab ich den Jaguar XF Sportbrake hergegeben. Den Hinterradler-Benziner. Platz zwei. Auch beim Preis: Ab 46.310 Euro.

Foto: Jaguar Land Rover

Und obwohl es Cabrios bei mir schwer haben, eroberte der Mazda MX-5 RF Platz drei. Is eh kein Cabrio. Is ein Targa, mit Saugbenziner. Passt also eh. (Guido Gluschitsch, 15.1.2017)

Foto: Guido Gluschitsch