Saudische Frauen stellen sich am Freitag in Riad an, um in die King Abdullah Sports City zu kommen. al-Ahli gegen al-Batin lautet die Begegnung.

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Wenig später sind Frauen erstmals im Stadion zu sehen.

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In Jeddah eröffnete die erste saudische Autoshow für Frauen. Bei Finanzierungsfragen wird gerne geholfen – natürlich von Frauen.

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Riad/Kairo – Bisher mussten saudische Frauen ins Ausland reisen, wenn sie ihre Fußballhelden unterstützen wollten. Seit Freitag können sie das nun auch in einigen Heimstadien tun. Mehrere Spitzenvereine haben sich über die sozialen Medien direkt an die Frauen gewandt, für ihre Fans gibt es nun auch eine weibliche Bezeichnung.

Die Stadionverantwortlichen haben ausführlich über die logistischen Vorkehrungen aufgeklärt: spezielle Eingänge, Restaurants, Toiletten, Gebetsräume oder ärztliche Versorgung, denn die Frauen werden in speziellen Familienblöcken untergebracht. Mehrere Tausend Plätze sind an den großen Spielorten Riad, Jeddah und Dammam für Frauen reserviert worden. Ihr Interesse ist groß, denn mit dem Spitzenspiel zwischen al-Hilal und al-Ittihad aus Jeddah findet am Samstag in Riad gleich ein saudischer Clasico statt.

Boom bei Fitnesscenter für Frauen

Mit der Gelegenheit, Fußballspiele zu besuchen, haben saudische Frauen etwas mehr Spielraum bei der Gestaltung ihrer Freizeit bekommen, die sich bis jetzt vor allem auf Restaurants und den Besuch von Einkaufszentren beschränkte. Die Öffnung betrifft aber nicht nur den passiven Sportkonsum. Seit einigen Jahren erleben Fitnesscenter für Frauen einen gewaltigen Boom, und mit diesem Schuljahr wurde auch an den staatlichen Schulen der Sportunterricht für Mädchen eingeführt, nachdem sich konservative Kreise lange gegen sportliche Aktivitäten von Mädchen und Frauen gesträubt hatten.

Bewegung in dieses Thema gekommen ist, nachdem 2016 das Kabinett Prinzessin Rima bint Bandar bin Sultan als Staatssekretärin ins Ministerium für die Belange des Frauensportes berufen hatte. Die Prinzessin hat laut saudischen Medien die Stadienöffnung für Frauen als wichtiges Ereignis gewertet. Als Nächstes auf der Forderungsliste vieler Mädchen steht jetzt, selbst Fußball zu spielen, anstatt nur den Männern zuzuschauen.

Bald hinter dem Lenkrad

Frauen auf den Tribünen der saudischen Fußballarenen ist eine Facette der dramatischen Veränderungen des Lebensstils. Im Dezember wurde auch das jahrzehntealte generelle Verbot von Kinos aufgehoben. Die größte Umwälzung wird aber die ab Juni geltende Erlaubnis für Frauen sein, selbst Autos, Motorräder und Lastwagen zu fahren. Dafür haben Menschenrechtsaktivisten mehr als drei Jahrzehnte lang gekämpft.

Die organisatorischen Vorbereitungen für diesen Schritt, der auch bedeutende ökonomische Konsequenzen hat, laufen auf Hochtouren. Fast täglich publizieren die Behörden neue Regelungen für den Straßenverkehr, die nun für Frauen und Männer gleichermaßen gelten. Am Donnerstag hat in einem Einkaufszentrum in Jeddah die erste Autoverkaufsshow für Frauen eröffnet. Dabei können sie sich den passenden Wagen für den historischen Moment der ersten Autofahrt in fünf Monaten aussuchen.

Weitere Autoshows sollen im ganzen Land folgen. Neben Autos, die speziell Frauen ansprechen sollen, wird auch gleich die Finanzierung angeboten – von einem rein weiblichen Verkäuferteam. (Astrid Frefel, 12.1.2018)