SPÖ-Chef Christian Kern spottet über die Regierung und ätzt böse über Peter Pilz.

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SPÖ-Chef Christian Kern nutzte seinen Auftritt beim Barbara-Prammer-Symposium der SPÖ-Frauen am Freitag zu einer feministischen Abrechnung mit der türkis-blauen Regierung sowie Peter Pilz. Das Frauen- und Männerbild von Schwarz und Blau bezeichnete Kern als obskur. "Ich meine, ich saufe mir eine Leberzirrhose an, tschicke mir einen Haxen weg, rase auf der Autobahn, hinterher fluche ich über das Radargerät, und #MeToo finde ich eine Verirrung, das ist das, was da jetzt zum Ausdruck kommt", spottete der frühere Bundeskanzler.

"War noch nie so besoffen"

Scharfe Worte fand Kern auch über den Listengründer Peter Pilz. Er habe dessen Äußerungen "mit einem gewissen Schaudern" verfolgt. "Ich persönlich war noch nie in meinem Leben so besoffen, dass ich hinterher nicht mehr gewusst habe, ob ich anlassig war oder nicht", ätzte Kern über die Rechtfertigung des zurückgetretenen Listengründers. Dies sei "einfach echt Mist und nicht akzeptabel". Dass sich Pilz dann noch als älterer weißer Mann dargestellt habe, dem die Political Correctness nicht im Blut liege, sei für ihn als Mann eine Belästigung und Beleidigung gewesen, sagte Kern. "Weil der Typ hat uns und mein Geschlecht als Volltrotteln dargestellt." Er habe sich geniert, dass eine solche Ausrede heute überhaupt noch möglich sei.

"Nicht den Männern überlassen"

Das Symposium in Erinnerung an die früh verstorbene SPÖ-Politikerin Prammer stand unter dem Titel "Mehr Beteiligung, mehr Bewegung, mehr Feminismus!". "Die Zukunft und damit die Politik ist zu wichtig, um sie den Männern allein zu überlassen", sagte die Zweite Nationalratspräsidentin Doris Bures.

Gabriele Heinisch-Hosek als Chefin der SPÖ-Frauen zeigte sich durchaus auch erleichtert, dass die "Fesselung in der rot-schwarzen Koalition" nun nicht mehr da sei. "Es geht jetzt darum, dass wir in der Opposition viel freier sprechen können", meinte sie und warnte vor Bevormundungspolitik und antifeministischer Propaganda der beiden Regierungsparteien.

Die Keynote der Veranstaltung kam von der Politikwissenschafterin Tamara Ehs. Wenn man von der mangelnden politischen Beteiligung der Frauen spreche, dürfe man die soziale Ungleichheit nicht aus den Augen lassen. "Der Staat privilegiert die Interessen der ressourcenstarken Eliten", kritisierte sie: "Wenn man hier nicht bewusst gegensteuert, bleiben die Geschlechterverhältnisse Herrschaftsverhältnisse." (APA, red, 12.1.2018)