Ein Bohrkern aus der Westantarktis.

Foto: Jay Johnson/IDDO

Dübendorf – Will man Aussagen über die Erderwärmung machen, ist die Durchschnittstemperatur der Meere ein wesentlicher Parameter. Eine neue Methode. die nun im Fachblatt "Nature" vorgestellt wurde, soll es ermöglichen, die Ozeantemperatur der letzten 24.000 Jahre mit hoher Genauigkeit zu bestimmen.

Die Weltmeere sind der größte globale Wärmespeicher. Ihre durchschnittliche Temperatur kann einiges aussagen über den Zustand unseres Klimas, sowohl heute als auch in der Vergangenheit. Allerdings ist es schwierig einen genauen Durchschnittswert über alle Meerestiefen und Weltregionen hinweg zu bestimmen, wie das Schweizer Forschungsinstitut Empa, das an der Studie beteiligt war, mitteilte.

Antarktische Bohrkerne

Bei den bisherigen Messmethoden hängen die Resultate stark von Ort, Jahreszeit und Meerestiefe ab, was zu verzerrten Ergebnissen führen kann. Im Rahmen des "WAIS Divide Ice Cor Project" hat ein internationales Forscherteam eine neue Methode entwickelt, die Rückschlüsse über die Veränderung der Meerestemperaturen von der letzten Eiszeit bis heute erlaubt.

Die Grundidee dabei ist, dass eine Verbindung zwischen der Konzentration von Edelgasen in der Atmosphäre und der durchschnittlichen Ozeantemperatur besteht. Für ihre Arbeit nutzen die Forscher Eisbohrkerne aus der Antarktis. In den darin eingeschlossenen Luftbläschen kann die Konzentration verschiedener Gase bestimmt werden. Für die Forscher interessant sind die Edelgase Krypton, Xenon und Argon, denn abkühlendes Wasser nimmt Edelgase aus der Atmosphäre auf, warm werdendes Wasser gibt dagegen Edelgase ab.

Deutlicher Anstieg

Die Konzentration der Edelgase in der Atmosphäre lässt Rückschlüsse auf die durchschnittliche globale Temperatur des Meeres zu – und zwar nicht nur auf die wärmere Meeresoberfläche, sondern auf die über die gesamte Wassermasse bis zum Meeresgrund gemittelte Temperatur, wie es in der Mitteilung heißt.

Die Forscher haben nun Eisbohrkerne untersucht, die bis zu 24.000 Jahre alt sind. In dieser Zeitspanne fand der Übergang von der letzten Eis- zur aktuellen Warmzeit statt und die Messungen ergaben einen deutlichen Anstieg der mittleren Ozeantemperaturen – in einem Zeitraum von 10.000 Jahren um 2,6 Grad Celsius.

Außerdem stellten die Forscher bei der Auswertung ihrer Daten fest, dass der Anstieg der durchschnittlichen globalen Meerestemperatur stark mit der Lufttemperatur in der Antarktis zusammenhängt, was den Einfluss der südlichen Hemisphäre auf das globale Klima unterstreicht. (APA, 7.1.2018)