Bundespräsident Alexander Van der Bellen mit Kindern in der Hofburg zur Neujahrsansprache.

Foto: ORF/Hans Leitner

"Nur wer erwachsen wird und Kind bleibt, ist ein Mensch", richtete Erich Kästner einst einer Schulklasse aus. Herbert Grönemeyer setzte da 1986 noch eins drauf, wenn er sang: "Kinder an die Macht!"

So weit wollte Alexander Van der Bellen bei seiner ersten Neujahrsansprache als Bundespräsident der Republik Österreich nicht gehen. Die nette Rasselbande, die da in der Hofburg angetreten war, um ein wenig mit der Tradition des steifen Neujahrsmahnens und Österreichlobens zu brechen, griff nicht nach der Macht im Staat, sondern schüchtern nach der Hand des Präsidenten.

"Wir Erwachsene", so Van der Bellen, "sollten ein bisschen von euch Kindern lernen. Wir brauchen eure Neugier, eure Freude, eure Fähigkeit, neue Freundschaften zu schließen und ohne Vorurteile aufeinander zuzugehen."

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Schöne Worte, dachte man, wenn nicht die geopolitische Realität des abgelaufenen Jahres zur selben Stunde schon wieder übergriffig geworden wäre. In der Sandkiste hat es nämlich immer auch schon jene gegeben, die mit dem Schauferl nicht Brücken gebaut, sondern dem nächstliebsten Kontrahenten eins übergebraten haben.

Nordkoreas Kim Jong-un etwa erinnerte in seiner Neujahrsbotschaft verlässlich daran, dass sein Atomwaffenknopf auch 2018 am Spiel-, Pardon, Arbeitstisch bereitstünde. Kollege Donald Trump – der Beweis, dass die dunkle Seite der Kindsköpfigkeit nicht nur im Stalinismus, sondern auch im Kapitalismus triumphieren kann – boxte zur Feier des Tages auf Iran und Pakistan hin.

Apropos Sport: Kim Jong-un will 2018 zu Olympia nach Südkorea, Trump wohl auch im neuen Jahr mehr Golf spielen als arbeiten. Das gibt Hoffnung. (Stefan Weiss, 2.1.2018)