Regelmäßig, monatlich, schlicht always. Und das ist nicht ganz billig.

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Der Deckmantel der Verschwiegenheit über der Regelblutung lüftet sich allmählich. Schon länger werden Kampagnen und Stimmen laut, die sich einen anderen, weniger versteckten und verschreckten Umgang mit der Regel wünschen. Stimmen, die auch die Kosten und die Frage thematisieren, warum es Klopapier an Schultoiletten gratis gibt, Tampons oder Binden aber nicht.

Das kann auch Felix Kamolz, Schulsprecher im Bundesrealgymnasium in der Wiener Rahlgasse, nicht nachvollziehen und beschloss, das ändern zu wollen. "Meine MitschülerInnen nahmen meinen Vorschlag erst nicht ganz ernst", erzählt er. Die größten Bedenken waren, die Gratisprodukte könnten nach zwei Stunden weg sein, weil sich einige wenige gleich alles greifen. Ein erster Versuch, bezahlt aus eigener Tasche, zeigte jedoch das Gegenteil, erzählt der 19-Jährige: Alles war noch da, für jene, die die Regel überrascht, was schon mal passieren kann. Oder für jene, die ihr Geld tatsächlich für andere Dinge brauchen.

Die schottische Politikerin Monica Lennon von der Scottish Labour Party sprach sich schon im August dieses Jahres dafür aus, Hygieneartikel kostenlos für jene zur Verfügung zu stellen, die sie sich nicht leisten können. Lennon ist überzeugt, dass alle anderen die Produkte weiterhin selbst kaufen würden, was sich bei dem kleinen Experiment von Kamolz in Wien auch bewahrheitete. Auch Lennon möchte Gratisprodukte an Schulen und Universitäten anbieten, in weiterer Folge sollten kostenlose Tampons und Binden auch in anderen Institutionen angeboten werden, forderte sie.

Nicht nur eine Kostenfrage

Um die Kosten allein geht es aber gar nicht, sagt Hannah Czernohorszky. Die 17-Jährige ist Schulsprecherin an der Höheren Graphischen Bundeslehr- und Versuchsanstalt und hält kostenlose Hygieneprodukte auch für einen wichtigen Schritt in Richtung Enttabuisierung. "Mädchen und Frauen wird immer noch vermittelt, dass ihre Periode ekelig ist", sagt sie. Und weil es nach wie vor mit Unbehagen verbunden ist, bei Mitschülerinnen nachzufragen, wer einen Tampon dabeihat, wenn man selber darauf vergessen hat, sei das für die Mädchen schlichtweg praktisch. Darüber hinaus würde es den Bedarf nach Binden und Tampons selbstverständlicher machen und vermitteln, dass er nichts ist, wofür man sich schämen muss, ist Czernohorszky überzeugt.

Die meisten LehrerInnen fänden die Idee gut, durchsetzen müssten sie sie aber schon allein, erzählen Czernohorszky und Kamolz. So etwas müsste doch im Schulbudget drinnen sein, sind sich beide einig. Derzeit ist im bundesweit geregelten Budget für die Schulen keine Finanzierung für Hygieneartikel für Mädchen vorgesehen. Im Rahmen der Schulautonomie könnten Schulleitungen aber in Kooperation mit dem sogenannten "Planungsbeirat" darüber entscheiden, wofür das den Schulen zur Verfügung gestellte Gesamtbudget Verwendung finden soll, heißt es aus dem Büro des Stadtschulrats für Wien. Demnach müssten SchülervertreterInnen also jeweils ihre Schulleitung plus Berat davon überzeugen, Teile des Budgets für Hygieneprodukte für Mädchen zu verwenden.

Im Grunde ist es ein einfaches Anliegen, deren Durchsetzung aber kompliziert ist, sagen beide SchülervertreterInnen.

Rückenwind für das Vorhaben und Versuche der Enttabuisierung gibt es zumindest schon aus verschiedenen Bereichen. Zwar umschiffen TV-Spots noch immer weitgehend Begriffe wie Blut oder Menstruation und zeigen vorwiegend Frauen bei diversen Aktivitäten mit Betonung darauf, dass sie sich bei all dem "sicher" fühlen können – selbst wenn sie weiße Hose tragen. Man bleibt vage bis kryptisch. Eine britische Firma wurde kürzlich schon deutlicher und bewirbt ihre Produkte nicht mehr mit hellblauer Flüssigkeit, wie so oft der Nutzen von Tampons oder Binden dargestellt wurde, sondern bringt sehr wohl Blut ins Spiel.

Auch gibt es immer mehr Projekte künstlerischer Art, die sich mit der Menstruation beschäftigen, etwa von der Künstlerin Rupi Kaur, und die an einer Enttabuisierung der Regel arbeiten.

Steuersenkung

Parallel dazu gab es in den letzten Jahren auch immer wieder Forderungen finanzieller Natur. Hygieneprodukte niedriger zu besteuern fordert etwa das österreichische Start-up Erdbeerwoche, das auch Biohygieneprodukte anbietet. Tampons oder Binden werden in Österreich nicht wie Lebensmittel oder Bücher mit zehn Prozent, sondern mit 20 Prozent besteuert. Solche Forderungen gibt es auch in anderen Ländern, schließlich könnten es sich Frauen nicht aussuchen, ob sie auf Binden oder Tampons verzichten oder nicht, lautete ein Argument. Die Erdbeerwoche errechnete, dass Frauen im Laufe ihres Lebens durchschnittlich 10.000 bis 17.000 Tampons oder Binden benötigen. Die "Huffington Post" berechnete, ihre Regel koste Frauen bis zu 16.500 Euro, rechnete aber auch hormonelle Verhütungsmittel mit ein.

Einige Länder sind der Forderung nach Steuersenkungen bereits gefolgt: Frankreich hat 2015 die Mehrwertsteuer für Hygieneprodukte für Frauen von 20 auf fünf Prozent gesenkt. Auch in Großbritannien oder Spanien beträgt dies Steuer auf Tampons oder Binden nur zwischen fünf und zehn Prozent. (Beate Hausbichler, 26.12.2017)