Außenansicht des Spitals Nord am heutigen Tag.

Foto: APA/HERBERT PFARRHOFER

Wien – Noch sind die OP-Lampen, die von der Decke hängen, in Plastik gehüllt. Bunte Kabel stehen aus den Wänden, und Heizstäbe sind aus dem geöffneten Plafond herausgekippt. Trotz eisiger Außentemperaturen ist es heiß im Krankenhaus Nord. "Wir sind mit der Technik zum Teil in Betrieb, die Heizung etwa muss getestet werden", erklärt eine Mitarbeiterin des Wiener Krankenanstaltenverbunds (KAV) die tropischen Temperaturen in der Tagesambulanz. Darauf, dass das von Verzögerungen und Kostenexplosionen geplagte Spital mit Ende des Jahres fix-fertig sein soll, lässt noch wenig schließen.

"Wir stehen kurz vor der bau lichen Fertigstellung", sagte Herwig Wetzlinger, neuer KAV-Direktor, der für den Bau des Spitals Nord zuständig ist. Doch fertig ist nicht gleich fertig: "Es wird sicher noch Restarbeiten im ersten Quartal 2018 geben." In dieser Zeit sollen dann die letzten Fehler behoben werden. Wie der STANDARD berichtet hat, fand der Rechnungshof in seiner Prüfung rund 8000 Mängel. "Das ist keine Zahl, die uns schreckt", sagte Wetzlinger. Nicht die Zahl sei ausschlaggebend, aber "wie schnell darauf reagiert wird".

Betrieb in Verzögerung

Anfang 2018 startet die technische Inbetriebnahme. Der Probebetrieb wird mehr als ein Jahr dauern. Denn der erste Patient soll erst im Juni statt – wie früher angekündigt – Anfang des Jahres 2019 behandelt werden können. Der Vollbetrieb wird für den September angepeilt. "Ja, es gibt Verzögerungen. Und ja, dieses Gebäude wird teurer", so Gesundheitsstadträtin Sandra Frauenberger (SPÖ).

"Es wird keine Inbetriebnahme eines halbfertigen Spitals geben, die Patientensicherheit geht vor", sagte Wetzlinger: "Wir haben die Inbetriebnahme verschoben, aber mit dem Anspruch, in kürzester Zeit in den Vollbetrieb zu gehen." Drei Monate nachdem der erste Patient aufgenommen wurde, soll die volle Auslastung gegeben sein. Es sei "ein ehrgeiziges Ziel", sagte Frauenberger. Sie gehe davon aus, dass der Zeitplan halten werde.

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Vollbetrieb sieht in dem neuen Krankenhaus dann so aus: Pro Jahr sollen 46.000 Menschen stationär versorgt werden, dazu kommen 250.000 Ambulanzbesuche. Operiert wird in 16 Sälen, dazu kommt noch ein Simulationsraum. Drei Spitäler werden komplett übersiedelt: das Orthopädische Krankenhaus Gersthof, das Krankenhaus Floridsdorf und die Frauenklinik Semmelweis. Aus dem Otto-Wagner-Spital und dem Spital Hietzing übersiedeln einzelne Abteilungen. Neu geschaffen wird unter anderem eine Kinder- und Jugendpsychiatrie. Laut Frauenberger werde das Haus "das modernste und beste" Spital in Europa sein.

Empfehlungen in Arbeit

Die 23 Empfehlungen des Rechnungshofs hinsichtlich des Spital Nord würden derzeit abgearbeitet, erklärte Frauenberger. Einer der Hauptkritikpunkte im noch unveröffentlichten Rohbericht sei gewesen, dass der KAV seiner Bauherrenrolle nicht gerecht geworden sei. Dem entgegnet man mit einem Lenkungsausschuss, der sich alle zwei Wochen treffen wird. Neben dem KAV-Vorstand sind auch der technische Direktor des AKH und die künftige Führung des KH Nord, die Anfang 2018 bestellt wird, darin vertreten.

Darüber, wie viel das Krankenhaus der Stadt letzten Endes kosten wird, wollte Wetzlinger keine Auskunft geben. Wie berichtet, belaufen sich die Fertigstellungskosten auf 1,3 bis 1,4 Milliarden Euro. Davon wollte die Stadt per Regress noch bis zu 200 Millionen – etwa von Baufirmen – zurückholen. Die tatsächliche Höhe könne noch nicht genannt werden: "Das wäre Kaffeesudlesen." (Oona Kroisleitner, 20.12.2017)