Weiden in der Oberpfalz – Jahrzehnte nach dem gewaltsamen Tod von DDR-Bürgern am Eisernen Vorhang der Tschechoslowakei hat die Staatsanwaltschaft im bayrischen Weiden Ermittlungen gegen mögliche Täter aufgenommen. Es geht den Behörden zufolge um vier deutsche Opfer, die zwischen 1967 und 1986 auf der Flucht in den Westen getötet wurden – darunter auch um zwei Fälle an der damaligen tschechoslowakischen Grenze zu Österreich.

Der Zeitung "Der Neue Tag" listet die Fälle auf: Am 6. August 1977 starb zwischen Broumov und Mähring (Landkreis Tirschenreuth) Gerhard Schmidt. Der 38-jährige Familienvater hatte mit seiner Frau und drei Kindern ein Loch im ersten Sperrzaun überwunden, als ihn tödliche Schüsse der tschechoslowakischen Grenzbeamten trafen. Zwei Wochen später wurde am 21. August 1977 auf CSSR-Gebiet bei Rybnik kurz vor Stadlern (Landkreis Schwandorf) der 28-jährige Kurt Hoffmeister aus Eisenhüttenstadt erschossen.

Verfahren gegen 50 Personen

Aufklären soll die Justiz in Weiden auch zwei Fälle an der Grenze zu Österreich: Hartmut Tautz (18) wurde am 8. August 1986 dort von Hunden zerfleischt; der 28-jährige Richard Schlenz wurde 1967 von tödlichen Schüssen getroffen, als er den Fluss Morava an der slowakisch-österreichischen Grenze durchschwimmen wollte.

Das Verfahren richte sich derzeit gegen mehr als 50 Menschen, vor allem frühere Entscheidungsträger, aber auch mögliche Schützen, hieß es seitens der Staatsanwaltschaft am Dienstag. In allen Fällen standen die Todesschützen nach dem Jahr 2000 in Tschechien vor Gericht. Die Verfahren wurden teils eingestellt, die Beschuldigten freigesprochen oder zu Bewährungsstrafen verurteilt. Sie können nicht nochmals verurteilt werden. Das neue Verfahren auf deutscher Seite richtet sich aber verstärkt auf Verantwortliche auf höherer Ebene. (APA, 19.12.2017)