Entspannte Weihnachten? Für viele Familien endet das Fest mit Enttäuschung und Streit.

Foto: APA/dpa/Andreas Gebert

Der Weihnachtsfriede stellt sich nicht überall ein. Statt Stille und Familienidylle erleben viele Kinde und Jugendliche Streit und Stress in der Familie. Trautes Heimund weihnachtliche Idylle lassen sich eben nicht per Knopfdruck realisieren. Darauf weist Rat auf Draht, der Notruf für Kinder und Jugendliche, in einer Aussendung hin und gibt Tipps, wie man die Feiertage gut und ohne Streit verbringen kann.

"Besonders schwierig ist es oft für Kinder, deren Eltern getrennt sind", sagt Birgit Satke, Leiterin der Helpline 147 Rat auf Draht. "Sie brauchen zu Weihnachten besondere Zuwendung, denn häufig werden zum Fest der Familie Wunden aufgerissen, die im Alltag als längst verheilt gelten. Es ist daher wichtig, Erinnerungen anzusprechen und die Kinder nicht mit ihren Gefühlen allein zu lassen." Und: Wichtiger als Geschenke, so der Rat der Expertin, sei ohnehin die emotionale Zuwendung.

Rat auf Draht berät auch Eltern

Zur Weihnachtszeit verzeichnet Rat auf Draht besonders viele Anrufe. "Manche Kinder und Jugendliche merken schon im Vorfeld, dass die Situation zu Hause sehr angespannt ist, je näher der Heilige Abend rückt. Sie befürchten, dass es unter dem Christbaum zum Streit kommt und fragen, was sie tun können, um so eine Situation zu vermeiden", sagt Satke. "Viele sagen auch ganz klar, dass sie sich zu Weihnachten Harmonie wünschen, und dass die Eltern und Verwandten sich gut vertragen."

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Gelassenheit und Kompromisse finden

Rat auf Draht hat einige Empfehlungen zusammengestellt, wie sich Stress, Frust und Familienstreit zu Weihnachten vermeiden lässt:

  • Vorstellungen besprechen: Bereits bei der Planung lässt sich Stress und Ärger umgehen. Werden Sie sich klar darüber, was Sie selbst wollen. Häufig treffen unterschiedliche Vorstellungen aufeinander. Besprechen Sie daher vorab, wie das Weihnachtsfest verlaufen soll. Jedes Familienmitglied sollte seine Vorstellungen ohne Kritik und offen äußern können. Meist lässt sich ein Kompromiss finden.
  • Aufgaben verteilen: In vielen Familien bleibt die ganze Vorbereitung oft an einer Person – meistens an der Mutter – hängen. Verteilen Sie die Arbeit indem Sie zum Beispiel gemeinsam kochen oder dekorieren.
  • Ab in die Natur! Schon wenige Minuten in einer ruhigen und grünen Umgebung führen dazu, dass sich gestresste Menschen entspannen. Besonders Kinder profitieren von einem Spaziergang in Park oder Wald.
  • Es muss nicht alles perfekt sein: Lassen Sie Gelassenheit walten, schrauben Sie den eigenen Perfektionismus und die Ansprüche herunter und konzentrieren Sie sich auf das machbare. Es muss nicht alles perfekt sein! Die Wohnung muss nicht unbedingt auf Hochglanz gebracht werden und es geht auch ohne Fünf-Gänge-Menü. Viel wichtiger ist es, die Zeit miteinander zu verbringen.
  • Wer, wann, wo, mit wem? Überlegen Sie, ob Sie wirklich alle Angehörigen zum gleichen Zeitpunkt einladen wollen. Wenn sich zwei absolut nicht vertragen, sollte man sich getrennt mit ihnen treffen. Wer überhaupt nicht zum Fest kommen möchte, den sollten Sie auch nicht versuchen umzustimmen.
  • Wenn die Nerven blank liegen: Macht sich schlechte Laune breit und sinkt die Frustrationstoleranz, dann sollten Sie auf alle Fälle gegensteuern. Warten Sie nicht bis das Fass überläuft.
  • Familienkonflikte zu Weihnachten: Familienkonflikte sollten nicht zu Weihnachten thematisiert werden "Was ich Dir schon immer einmal sagen wollte, lieber Onkel..." sollte man sich besser für später aufheben. Wenn das Fest, und somit auch der Stress, vorbei sind, kann man wahrscheinlich entspannter über bestimmte Themen reden. Sollte es dennoch zu Diskussionen kommen, dann üben Sie sich in Toleranz und lassen Sie dem anderen seine Sichtweise.
  • Mit Traditionen brechen: Warum nicht auch einmal Umdenken und mit alten Traditionen brechen? Vielleicht muss der Baum in diesem Jahr nicht zwei Meter hoch sein und echte Kerzen haben. Wie wäre es, sich einmal gar nichts zu schenken? Oder was ist, wenn Sie den Heiligabend einmal nicht Zuhause feiern? Alles ist erlaubt, wenn sich die Familienmitglieder einig sind und alle mitziehen. (red, 19.12.2017)