"Alles, was in Wien öfter als zweimal stattfindet, hat bereits eine lange Tradition", sagt Mailath-Pokorny – so auch der Ball der Wissenschaften im Rathaus.

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Wien – Das Edelweiß wird Ende Jänner der Stargast in der Wiener Ballsaison. Allerdings nicht, wie man vermuten könnte, beim Akademikerball der Wiener FPÖ, des Ablegers des umstrittenen Balls des Wiener Korporationsrings (WKR) in der Hofburg.

Ganz im Gegenteil. Die Alpenblume, durch die die FPÖ bei der konstituierenden Nationalratssitzung ihre Kornblume ersetzt hatte, wird "das Highlight" des Wiener Balls der Wissenschaften, wie Organisator Oliver Lehmann am Dienstag berichtete. Der Wissenschaftsball, der heuer zum vierten Mal im Rathaus stattfindet, war ursprünglich als Gegenveranstaltung zum Ball der Blauen initiiert worden. Diesmal findet er am 27. Jänner 2018 statt, einen Tag nach dem Akademikerball, und steht im Zeichen des 100-jährigen Bestehens der Republik Österreich.

Politische Haltung

"Eine Ballveranstaltung mit Haltung", nannte Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ) den Wissenschaftsball anlässlich seines ersten Durchlaufs 2015: "Abseits des Akademikerballs hat der überwiegende Großteil der Wissenschaft mit Ausgrenzung, Provokation und ewig gestrigem Gedankengut nichts am Hut." Auch heuer erinnerte der SPÖ-Politiker an die Entstehungsgeschichte des Balls, die er "der politischen Haltung Wiens verdankt". Weshalb auch klar sei, dass dort ein "Klima der Weltoffenheit und Toleranz" vorherrsche.

Zurück zur Prominenz: Das Edelweiß wird nicht nur als Tischschmuck für den Ball herhalten, auch einen Input des Botanikers Sergey Zotchev und des Historikers Oliver Rathkolb über die "symbolträchtige Blume" wird es geben. Vorab ließ sich Lehmann einen kleinen Seitenhieb nicht nehmen: "Das Alpen-Edelweiß ist ein Migrant: Es ist nach der letzten Eiszeit aus Zentralasien in die Alpen eingewandert."

Klassiker und Wissenschaft

Neben Traditionellem, wie der Eröffnung durch das Jungdamen- und Jungherrenkomittee und der Mitternachtsquadrille, stehen weitere Programmpunkte wieder im Zeichen der Wissenschaft. So werden am Ball etwa 50 Freiwillige den ganzen Abend lang getrackt. In Kooperation mit der Universität für Veterinärmedizin werden Bewegungsprofile dieser Ballgäste erstellt. Angewandt wird dabei ein Ortungssystem, wie es auch auf Almen oder im Freilaufstall zum Einsatz kommt.

"Wissenschaftlich garantiert" faltenfreie Porträts bekommt man in der Fotobox. Um Mitternacht zeigt die Molekularbiologin Beta Mierzwa in einer Modenschau Kleider, die von der Molekularbiologie inspiriert werden. Musik gibt es vom Orchester der Musik-und-Kunst-Privatuniversität in Wien und Musikern der Universität für Musik und darstellende Kunst. Die Disco wird von den Studierenden der Angewandten gestaltet. Den Ehrenschutz übernimmt Bundespräsident Alexander Van der Bellen, der schon beim letzten Wissenschaftsball dabei war.

Ansturm auf Karten

Wer auf dem Ball tanzen möchte, sollte schnell Karten dafür kaufen, empfahl Lehmann. Es seien bereits um 48 Prozent mehr Karten als im Vergleichszeitraum des Vorjahres verkauft worden. "Alles, was in Wien öfter als zweimal stattfindet, hat bereits eine lange Tradition", scherzte Mailath-Pokorny. Die Kartenpreise sind geblieben: Die reguläre Eintrittskarte kostet 90 Euro, die für Studenten 25 Euro. Die Einnahmen von Ballcasino und Fotobox kommen der Flüchtlingsinitiative More, die von der Universitätenkonferenz getragen wird, zugute. (Oona Kroisleitner, 12.12.2017)