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Foto: REUTERS/Regis Duvignau

Am Ende ging es vor allem ums Prinzip: Die FPÖ hatte sich bei ihrem Nein zum absoluten Rauchverbot in der Gastronomie so tief eingegraben, dass sie ihr Gesicht verloren hätte, wäre die beschlossene Regelung einfach beibehalten worden. Doch der Kompromiss, auf den sich die Koalitionäre in spe nun offenbar geeinigt haben, bringt eine Verschlechterung für fast alle – sogar für viele Wirte, für deren Interessen die Blauen angeblich kämpfen.

Das längst beschlossene Totalverbot für Zigarettenkonsum hätte in einigen Monaten nicht nur zu einer deutlichen Verbesserung der Luftqualität und der Gesundheitsstandards geführt, sondern auch zu mehr Rechtssicherheit. Kein Wirt hätte sich mehr fragen müssen, ob er die Räume richtig angeordnet hat, ob die Türen dicht genug sind – und er im Zweifel Anzeigen von Nichtrauchersheriffs fürchten muss. Vor allem würden Kellnerinnen und Kellner endlich den gleichen Gesundheitsschutz genießen wie alle anderen Arbeitnehmer in diesem Land.

Auch für Österreichs internationale Reputation wäre der Schritt von Vorteil gewesen. Derzeit gilt das Land zwar als Geheimtipp für die schwindende Zahl kettenrauchender Touristen, steht aber sonst als Relikt aus dem vergangenen Jahrhundert da. Das schlägt sich auch in der besonders hohen Zahl jugendlicher Raucherinnen und Raucher nieder. Hier ist Österreich europäisches Schlusslicht.

Zumindest beim Jugendschutz wollen ÖVP und FPÖ nun nachschärfen – kein Zutritt zu Raucherräumen für Jugendliche unter 18. Aber wer dieses Land ein wenig kennt, kann daran zweifeln, ob in den Gasthäusern wirklich irgendjemand Ausweise rigoros kontrollieren wird. Und wenn das Rauchverbot in Autos bei mitfahrenden Jugendlichen genauso konsequent durchgesetzt wird wie das Handyverbot am Steuer, dann wird das kaum einer jungen Lunge helfen.

Vorbild Bayern

Den größten Grund zum Ärger haben jene Gastronomen, die in Erwartung des kommenden Rauchverbots erneut umgebaut haben. Bei ihnen kann man nur hoffen, dass sie jetzt bei ihrer Entscheidung bleiben und ihre Lokale weiterhin rauchfrei halten. Erschwert wird manchen diese Wahl aber dadurch, dass die kommende Regierung akzeptieren will, dass nun auch größere Einraumlokale sich für eine Raucherzone entscheiden. Die Toleranzgrenze wird um 50 Prozent erhöht – und absurderweise mit dem Hinweis auf die Praxis in Berlin gerechtfertigt. Warum greift man nicht auf das Vorbild Bayern zurück, wo seit Jahren in der Gastronomie nicht mehr geraucht werden darf?

Dass Österreich auch in zehn Jahren noch Europas Insel der Eingenebelten sein wird, ist unwahrscheinlich. Der Zug der Zeit führt weg vom Rauchen, der tödlichsten Unsitte der modernen Gesellschaft, und wird auch an unseren Grenzen nicht haltmachen. Ein absolutes Rauchverbot hätte die unselige Debatte beendet. So aber müssen sich Wirte weiterhin mit unklaren Regelungen, zornigen Gästen und unsicheren Aussichten herumschlagen.

Und sollte sich die FPÖ in einem anderen Punkt durchsetzen, dann könnte auch diese Regelung wieder fallen. Eine rauchfreie Gastronomie wäre nämlich ein passendes Thema für eine Volksabstimmung. In Bayern ging ein solches Referendum 2010 mit 61 Prozent gegen den Glimmstängel aus. Auch in Österreich stellen Nichtraucher die überwältigende Mehrheit – und wollen nicht mehr von stinkenden Schwaden belästigt werden. (Eric Frey, 11.12.2017)